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Meine Hand greift nach den Rückleuchten der Zeit, und jede Geste deines Kleides strömt als Erinnerung heran, ein sachtes Streifen federleichter Fingerspitzen. Zu spät ins Heute, zu spät aus dem Damals ins Immer. Das fahle Menetekel eines Gestern färbt sich nun herbstlich, es färbt sich im wiegenden Raunen eines sorglosen Kindes, als wären Tränen Rufe eines ruhelosen Wanderers nach heimatlichen Früchten, nach dem Gedeck von Nähe in einem wachen Schlaf.  Du bist das Nachttier, das zur gleichen Lecke pirscht, mit der Gewissheit von Instinkten. Ein Wesen, aufgehoben in dem Lauf von Witterungen. Ein Wandervogel, der in keinem Land je überwintert. Der Menschenstaaten überfliegt und die Konventionen der Gedanken auch. Wenn deine Stirne meine Augen überdenken, dann sage: Wohin gehst du, wenn du bleibst, wo wirst du bleiben, wenn du gehst? Das Liebesmeer speist sich aus Zweifeleis. Wir treiben, treiben. Wir frieren fest im Anblick eines ausgebliebenen Wunders. Wir warten auf das Warten und auf den gehetzten Blick im Kegel unserer Augenlichter. Wir sind so starr im Glauben, endlich erkannt und festgestellt zu sein.

(© Achim Spengler)

5 Comments

  1. manchmal wünsche ich mir ein Buch, ein Buch von Achim Spengler, in dem all seine feinen, langen und kurzen Texte vereint sind, in dem ich blättern und einen Text solange und immer wieder lesen kann, bis er in mir wohnt, ganz so, wie es dieser Text von mir will.
    ja, ganz gross (wieder einmal 😉 )

    ein drittes Mal für heute sende ich dir Herzensgrüsse vom Berg ins Tal
    Ulli

  2. Gefällt mir sehr gut !
    Das Bild..irgendwie kommt mir die Mauer und der kleine Leuchtturm bekannt vor, als ob ich diesen Ort bei meiner Reise letzten August live gesehen hätte. Ist das zufällig an der Ostküste von GB ?

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