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Notate 26

Witzbolde behaupten gerne, dass den Engländern jeder spirituelle Instinkt abgehe und sie das Cricketspiel erfunden haben, um wenigstens auf diesem Weg eine Ahnung  davon zu haben,  wie sich die Ewigkeit anfühlt.

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Wenn es Gott nicht gibt, dann haben die Schönheit und die Empfindung des Schönen ihren zweifachen Urgrund: In der wundersam sich selbst schaffenden Natur und in den Schönheitsminen in uns.

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Ein katholischer Journalist hat einmal Richard Dawkins (Das egoistische Gen; Der Gotteswahn) der Floccinaucinihilipilification bezichtigt. Da habe ich als Triebtäter der  Fremdwörterverwendung erst einmal schlucken müssen. Wie ich nachlesen durfte, war das Wort mit 29 Buchstaben das längste in der ersten Auflage des Oxford English Dictionary,  wobei es mir schon etwas Angst einjagt, dort inzwischen über noch längere Wörter zu stolpern, geschweige denn sie korrekt ausprechen zu können. Wer sich in Wales etwas auskennt, der hat vielleicht noch den einen oder andern Ortsnamen vor Augen, die so lang sind wie katholische Prozessionen zu Pfingsten.
Das obige Wortungetüm bedeutet im Deutschen
Geringschätzung. Wer sich für die Bedeutungen der lateinischen Wörter interessiert, aus dem dieser Bandwurm sich zusammensetzt, der schlage bei Wikipedia nach.
Der katholische Journalist konstatierte bei Dawkins besagte Geringschätzung des Glaubens. Ich zitiere:

“Geistige Ungeheuer wie Hassegott Dawkins predigen ihr verzweiflungsvolles Evangelium des Nihilismus, der Sinnlosigkeit, der geistigen Leere, der Eitelkeit des Lebens, des Fehlens jeglicher Bedeutung, wann und wo auch immer und der, falls sie dieses nützliche Wort nicht kennen, Floccinaucinihilipilification ….(…).  “

Auch auf die Gefahr hin, dass man mich der Gotteslästerung bezichtigt, behaupte ich, dass die Erfindung dieses Wortes durch einen Studenten des Eton Colleges mehr ist als das, was der vermeintliche Gott je geschaffen hat.

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Wenn wir den Ort unserer Ich-Empfindungen analysieren wollen, geraten wir geradewegs in  etwas wie eine erkenntnistheoretische Variante der Heisenberg’schen Unschärferelation hinein, da das Ich bei der Beobachtung und Durchdringung seinerselbst zugleich das limitierende Element dieses Erkenntniswillens darstellt. Vielleicht überlebt das Ich paradoxerweise als Objekt eines Erkenntnisinteresses nur dann,   wenn wir immer weniger darüber wissen wollen und sich die Philosophen des Geistes auf es als ein materialistisch grundiertes Miraculum einigen könnten. Das Ich als bloße literarische Metapher seines ungeklärten Restes und seiner Schönheit, damit könnte ich leben.

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