George Berkeley – Der Stein des Anstoßes

George Berkely war ein englischer Philosophdes 18.Jahrhunderts
Samuel Johnson
George Berkeley

George Berkely war ein englischer Philosoph des 18. Jahrhunderts. Und ich stieß mir heute den Kopf an meiner Wohnungstür. Grund hierfür war das Tragen meiner Sonnenbrille, die ich im düsteren Treppenhaus und im schummerigen Etagenflur zu meiner Wohnung nicht absetzte. Schmerz und Beule fielen also in Eins.

Schmerzverarbeitung fällt bei mir stets auf die gleiche Art und Weise aus. Wie Rumpelstilzchen tanzt mein Gehirn und versucht an den Schmerzrezeptoren des Gehirns Endorphine anzudocken, um den Schmerz zu lindern. Endorphine walten, wenn ich mich in ein schönes Gedicht versenke, oder in der Lage bin, mir philosophische Gedankengänge plausibel zu machen oder sie gar zu widerlegen.

Und hier kommt George Berkeley wieder ins Spiel. An ihn dachte ich und an seine Version einer Weltsicht, in der alle Objekte der sinnlichen Wahrnehmung ihr Sein nur durch ebendiese Wahrnehmung erst beziehen. Das gilt insbesondere auch für Wohnungstüren. Außerhalb der sinnlichen Schmerzerfahrung meines Kopfes im Zusammenstoß mit der Tür würde sie, die Tür, überspitzt formuliert, nicht existieren. Ich verstehe das jetzt einmal laienhaft als materielle Abwesenheit der Tür an und für sich. Berkeley: „Denn was man von einer absoluten Existenz nicht denkender Dinge ohne irgendeine Beziehung auf ihr Wahrgenommenwerden sagt, erscheint durchaus unverständlich. Ihr Sein ist Wahrgenommenwerden, und es ist unmöglich, das sie irgendeine Existenz außerhalb des Geistes oder der denkenden Wesen haben, die sie wahrnehmen.“

Meine Wohnungstür war, wenn ich es recht verstehe, bis zum heutigen Zusammenstoß mit dem physischen Ort meines denkenden Geistes, sozusagen nur Kopfkino, ein Bildnis ohne fassbaren, realen Bezug. Ich denke mal, dass mein Kopf gegen diese Weltsicht bereits im Zuge des Zusammenstoßes gewaltig rebellierte.

Und in die Schmerzverarbeitung fiel mir ein zweiter großer Engländer des 18. Jahrhunderts ein: Dr. Samuel Johnson, Dichter, Schriftsteller und Kritiker. Den Doktortitel trug er seiner enzyklopädischen Bildung wegen ehrenhalber. Ab heute wird er mir in sehr freundschaftlicher Erinnerung bleiben. Um George Berkeleys oben angedeutete Sicht der „immateriellen Dinge“ ad absurdum zu führen, stieß er im noblen Vollzug seiner freien Entscheidung mit seinem Fuß gegen einen Stein und rief dabei aus: „Somit habe ich dies wiederlegt“!! Er spürte die Härte und Solidität des Steins, unumstößlich. Sein Fuß als Freund meines Kopfes, möchte ich ihm jubilierend zurufen. Mein Kopf geht wie ein getreuer Knappe über die Jahrhunderte hinweg ganz mit Dr. Johnson. Dem Literaten, der die Philosophie in die Schranken des gesunden Menschenverstandes verwiesen hat. Slàinte mhath!!!!

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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2 Comments

  1. Lieber Achim,

    Deine Denkerstirn hat also mit Deiner Wohnungstür geknutscht. Du Armer!
    Laotse ist der Auffassung, dass die Wahrnehmung der Dinge der Keim der Intelligenz sei.
    Wenn dies so wäre, spräche Dein Zusammenstoß nach Laotse unbedingt für Deine Klugheit.
    Die Chinesen definieren Glück mit der Abwesenheit von Schmerz.
    Der Schmerz sei also bald Vergangenheit, wünsche ich Dir.

    Sommergrüße aus dem Teuto und baldige Besserung Deiner Beule!

    Herzlich

    Amélie

    • Dr.Johnson? Es sind so viele Bonmots von ihm (Boswell!) überliefert…
      Eines meiner liebsten ist: “Die beste Beilage zu einem Kotelett ist ein zweites Kotelett”

      Viele Grüsse,
      Robert

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