Ich frage, wie es sein kann und aushaltbar, dass es Glück nur bei geschlossenen Augen gibt. Nur für den sachten, trotteligen Gang durch die Gefängnisflure willkürlicher Abgeschiedenheit. In abgedunkelten Räumen. In denen sich Moral und Wohlanständigkeit um einen Verdienstorden balgen, wie Katzen, die kein Draußen kennen.

Du sagst, es sei das Sich-Scheiden von der Grausamkeit, welches den simplen Grund für das Glück als Negativum abgäbe. Das Glück als privates Gegenstück der Grausamkeit, dessen Aufführung kein Anderer besucht. Eine Falle, weil Glück es unmöglich macht, ins Helle hinaus zu treten und Umgang mit den Anderen zu pflegen, ohne sich dabei aufzulösen.

Du sagst, dass das Glück, wenn es sich verlautbart, schon keines mehr ist, weil es an der Dialektik der Teilhabe nicht teilhaben kann. Es kann unter Menschen nicht sein. Ich sage, der Islamist, der fundamentalistische Christ, beide gäben eine andere, doch fast gleiche Antwort auf die Frage, wo das Glück sich aufhält. In paradiesischen Gefilden, wenn es sich über tote Seelen und Märtyrer ausgießt. An keinem Ort also, einem Nichtort.

Du sagst, unser Gewissen sei feist und satt, eine Zirrhose verfetteten Glücks, an der wir vergehen oder aber lernen, diejenigen zu hassen, die den durch uns induzierten Monstrositäten die Flucht entgegenhalten und den anschwellenden Zorn. Die uns die Frage entgegen schmettern, wie es sich anfühlt, in den Palästen angemaßter Ewigkeit, Eitelkeiten und Narzissmen zu leben, auf den gebirgigen Knochenhaufen des anderen, zerbombten und vergessenen Lebens.

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Achim Spengler
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Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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9 Comments

      • ich denke, dass man das nicht einfach miteinander aufrechnen kann. wenn natürlich die grausamkeit einem so richtig auf die pelle rückt, hat das glück einen schweren stand – auch eine frage der eigenen sensibilität. wie nahe lasse ich die grausamkeiten andererorts an mich herankommen? wie viel grausamkeit kann ich etragen?
        kann man glück bewahren? ist glück nicht per se flüchtig?

        • Darum geht es, ja. Hohe Sensibilität der Grausamkeit gegenüber verheisst für das Glücksempfinden nichts gutes. In abgedunkelten, ganz privaten Räumen, ohne Nachrichten von draußen, ist dann Glück möglich?

          • wir sprechen in diesem zusammenhang auch von blasen. die allegorie der abgedunkelten räume finde ich irreführend. es ist ja eigentlich die dunkelheit, die wir aus unseren räumen draußenhalten wollen.
            gegenüber informationen von draußen sollte man in jedem falle vorsichtig und skeptisch sein… sich vor den grausamkeiten der welt abzuschotten, mag für den ein oder anderen die richtige strategie sein. aber ich finde das sich abschotten für nicht gut. das unglück kommt auch in die “dunklen räume”. da stelle ich mich besser den wahrheiten des lebens, zu denen auch krankheit, krieg und tod gehören.
            wir müssen als menschen/lebewesen leid ertragen lernen. ich glaube, ein glück ohne tiefe leiderfahrung hat wenig wert.

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