The last rose of summer

Von unserem Vater haben wir die Liebe zur Literatur, die Liebe zur Lyrik. Von ihm erbte ich jene Art der Melancholie, die mir zu eigen ist. Unser Vater war prinzipientreu. Diese Prinzipien vertrat er streitbar und bisweilen hitzig. Von ihm stammen die Fundamente meines Denkens. Unser moralischer Kompass, unser Sinn für Gerechtigkeit, die niemanden ausschließt, stammen von ihm. Von ihm stammen unsere Liebe zum Spiel. Unsere Wanderlust, die Reiselust stammen von ihm. Die Liebe zur Natur. In all diesen Dingen stehen wir in seiner Schuld. Gestern haben wir vier Geschwister Abschied von ihm nehmen müssen. Unser Vater verstarb mit 93 Jahren. Heimgesucht von der Demenz und am Ende auch von Corona. Die irische Wolksweise The last Rose of Summer war eines seiner Lieblingslieder, welches er als Mitglied eines Gesangvereins leidenschaftlich gerne sang. Den Vortrag dieses wunderbaren Liedes hatte er sich an seinem 80ten Geburtstag von seinen Sängern gewünscht. Ich widme es jetzt Dir. Ich vermisse Dich, ich liebe Dich, Papa.

Tis the last rose of summer
Left blooming alone
All her lovely companions
Are faded and gone
No flow’r of her kindred
No rose bud is nigh
To reflect back her blushes
And give sigh for sigh
I'll not leave thee thou lone one
To pine on the stem
Since the lovely are sleeping
Go sleep thou with them
Thus kindly I scatter
Thy leaves o'er the bed
Where thy mates of the garden
Lie scentless and dead
So soon may I follow
When friendships decay
And from love's shining circle
The gems drop away
When true hearts lie wither’d
And fond ones are flown
Oh! who would inhabit
This bleak world alone
This bleak world alon
von Thomas Moore

( Das berühmteste Poem von Thomas Moore)

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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26 Comments

  1. 93 ist ein hohes Alter. Trotzdem ist man traurig, kenne ich von meinem Vater, der eine Woche vor seinem 97. Geburtstag gestorben ist.
    Mein Mitgefühl.
    Lied hör ich mir noch an, hab jetzt nur den Text gelesen.

  2. Mein herzliches Beileid! Ein Elternteil zu verlieren ist immer schlimm, egal wie alt sie werden durften.
    Vor einer Woche war der 19. Todestag meines Vaters – er fehlt!

  3. oh ja, sie fehlen … es bleibt jedoch, so meine erfahrung, ein verlässlicher und auch tröstlicher erinnerungsstrom …

    mein beileid, lieber achim, von herzen!

    • Ich danke dir herzlich, liebe Pega. Und ja, es gibt die Erinnerungen, geradeso wie es die Bilder gibt und das hinterlassene Wort in den Tagebüchern meines Vaters. Es tröstet.

      Liebe Grüße an dich.
      Achim

  4. Lieber Achim,

    Dein Papa hat ein hohes Alter erreicht, dennoch bricht ein Stück vom Fundament ab und das fehlt…
    Der Song ist wunderschön.
    Ich sende Dir eine Umarmung aus der Ferne.
    Und eine Kerze.
    Und ganz viel Wärme.
    Herzlich,
    Amélie

    • Liebe Amélie,

      ganz herzlichen Dank für deine Worte. Sie trösten. Trost und Trauer, das immerwährende Wechselspiel der Emotionen. Trost, der von außen zufließt und der von innen kommen muss, damit die Trauer nach getaner Arbeit ihren Platz wieder räumen darf. Eine Kerze für Vater brennt gerade hier und ich bin dankbar, durch ihn auf dieses wunderschöne, melancholische Lied gestoßen zu sein. In ihm liegt auch Ausdruck dessen, was mein Vater war.

      Liebe Grüße

      • Lieber Achim,
        Trauer ist ein Aggregatzustand der Liebe und da Liebe unsterblich ist, hört Trauer nie so ganz auf, doch sie verändert sich mit der Zeit, wird universaler, beansprucht ihren Raum mit geringerer Vehemenz.
        Doch das ist eben ein transformativer Arbeitsprozess, die sind anstrengend.
        Ich denke an Dich.
        Liebe Grüße
        Amélie

        • Liebe Amélie,
          Trauer behält dann eine gewisse Transzendenz, taucht immer mal wieder auf, setzt sich in Szene. Aber es wird zunehmend leichter,ja.

          Liebe Grüße
          Achim

  5. Es ist der schönste dankende Nachruf, den ich seit langem lesen durfte.
    Ich entbiete mein herzliches Beieid und wünsche Dir viel Kraft

    Robert

  6. Unser herzliches Beileid, lieber Achim.
    Zum Glück scheInT dein Vater ein erfülltes Leben gehabt zu haben. Das ist das Wichtigste, wie es uns scheint und 93 ist ein gesegnetes Alter.
    Mit Mitgefühl
    The Fab Four of Cley
    🙂 🙂 🙂 🙂

  7. Meine Mutter ist vor ein paar Jahren im selben Alter gestorben, auch dement. Letztlich war es eine Erlösung für sie, aber für alle Hinterbliebenen – mehr als 30 Personen – ein herber Schlag. Ich kann es Dir nachfühlen.

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