Message from the quarantine 8

»Wir wissen ja nicht,
weißt du,
wir wissen ja nicht,
was gilt«

Paul Celan

 

Wir wissen ja nicht, was wahr ist, sagst du. Wir könnten nur sagen, was für uns zählt. Sich zurückwerfen auf uns selbst oder sich zurückwerfen in die Obhut des Anderen? Frei in den Umarmungen und  den Selbstumarmungen, zu die uns Ängste zwingen?  Sich zurückwerfen auf die Behausung eines Bombenunterstands, da draußen die opferzählende Gefahr lauert und durch jede Ritze der Verdrängung dringt? Zählt das?
Gefahren lauern in Gedanken, sagst du. Wir sind schon unfrei, wenn sie beginnen uns zu denken. Sie behelligen uns, wie wachsende Tumore, über die wir nicht verfügen können. Wir sind in ihren Strom  geworfen, an einer Stelle, die zugleich immer eine andere ist. Das Aufscheinen eines Gedankenfetzens, eines Punktes, den wir greifen wollen und dabei untergehen in der Gesamtheit ihrer  Brandungswellen. Jetzt, gleich, gestern, morgen. Die Gefahr lauere in uns. Sie sei verschränkt mit der Gefahr da draußen. Du sagst, wir leben gefahrlos nur in den Momenten, die für uns zählen. Ich frage, lassen sich Liebende verschränken in Zeiten der Gefahr und würde es zählen?

 

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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