Message from the quarantine 7

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The translation for my english speaking guests right after the german text.

Das Kribbeln in den Fingerspitzen. In Momenten wie diesen gerät das Zigarettendrehen zur Schwerstarbeit. Draußen frohlockt der Frühling, Vögel zilpschen, die Luft schmeckt reiner, durchlässiger.

Pseudowissenschaftliche Borniertheit ist unausrottbar wie das Besserwissersüppchen, das sich Verschwörungstheoretiker täglich heißer kochen als am Tag davor. Was ich ihnen nicht wünsche: Auf dem Totenbett zu liegen und mit letztem Atem die Lebenslüge herauszubrüllen, an der Grippe, an Vorerkrankungen oder Schimmelpilz verstorben zu sein.

Wenn all ihr Plärren nicht hilft, erheischen sie sich auf der Suche nach der Ultima Ratio Beistand von  Wissenschaftlern, die mit einem offenen Brief an die Kanzlerin  ihr Renommee kräftig in den Sand setzen. Der Brief von Herrn Prof. Dr. Sucharit Bhakdi ist hier auf YouTube nachzuschauen. Professor Sucharit Bhakdi ist Mediziner und Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie. Gerade er sollte es besser wissen und wird es besser wissen, irgendwann.

Für gewisse Blogger*innen, u.a. scheinen die Verfechter der Abwiegelung inzwischen Messias-Status erreicht zu haben. Das Virus als Bio-Waffe aus dem Labor. Jene Professoren und Doctores mögen ihre Titel an den Nagel hängen und zur Unterstützung der Hilfsbedürftigen meistbietend versteigern.

Man kann dieses nur noch als Dünkelmainstream bezeichnen. Vielleicht ertappen wir die Vertreter der Risikomanie irgendwann beim Tragen einer Gesichtsmaske. Oder in der selbstauferlegten Quarantäne ihrer Oberstübchen. Und ihre Kohorten der Nacheiferung gleich dazu.

Ich nehme zum Aufbrühen meines Kaffees inzwischen 5 Teelöffel voll des delikaten Anregers und denke darüber nach, ob es weitere inflationäre Genusssüchte gibt, die meine Quarantäne befeuern. Mehr Nikotin, mehr frischen selbstgepressten Zitronensaft, eine höhere Dichte erotischer Imaginationen als Folge jahrelanger Enthaltsamkeit. Dringlich und drängend. Die räumliche Verknappung legt die Finger in so manche Wunde des Sichversagens.


The tingling in the fingertips. In moments like these, rolling cigarettes is hard work. Outside, spring rejoices, birds chirp, the air tastes clearer, more permeable.

Pseudo-scientific narrow-mindedness is ineradicable like the know-it-all soup that conspiracy theorists cook hotter every day than the day before. What I do not wish for them: to lie on the deathbed and to shout out the lie of life with their last breath, to have died of because of the flu, previous illnesses or mold.

If all their blaring does not help, they seek the help of scientists in search of the Ultima Ratio, who put their reputation in the sand with an open letter to Madame Chancellor. The letter from Prof. Dr. Sucharit Bhakdi can be found here on YouTube. Professor Sucharit Bhakdi is a medical doctor and specialist in microbiology and infection epidemiology. He should know better and will know better at some point.

For certain bloggers the representatives of the appeasing kind now seem to have achieved Messiah status. The virus as a bio-weapon from the laboratory. Those professors and doctores may give up their titles and may auction them at the highest bid to support those in need.

This can only be called a somehow  dusky mainstream as well. Perhaps we will catch  those those risktaking fellas at some point when wearing a face mask. Or we will find them in the self-imposed quarantine in the upstairs of their head. And their cohorts following them with emulation.

I now take 5 teaspoons full of the delicate stimulant to brew my coffee and I’m thinking about whether there are other inflationary delights fueling my quarantine. More nicotine, more fresh homemade lemon juice, a higher density of erotic imaginations as a result of years of abstinence. Urgent. The spatial shortage puts its fingers in the wounds as a result of my self-denying.

„QUEDATE EN CASA”     BLEIBT ZUHAUSE.

 

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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11 Comments

  1. Lieber Achim
    Wir geben dir recht, es ist geradezu bizarr, was die pseudowissenschaftliche Borniertheit für Blüten treibt. Dieses Halbwissen, das sich als Besserwissen versteht, geht uns auch auf die Nerven.
    Und ehe ich jetzt ‘mal `ne Zigaretten drehe, schenk mir einen Dirink ein. Mein werter Großvater pflegte bereits vor 50 Jahren zu sagen, wir werden untergehen, aber mit einem Champagner-Glas in der Hand. Ich trink jetzt ein Bier, ist das der Niedergang? 😉
    Halte dich wacker.
    Liebe Grüße vom Meer
    The Fab Four of Cley
    🙂 🙂 🙂 🙂

    • Lieber Klausbernd,

      ich trinke kein Bier :-). Trotzdem mache ich es mir in der Quarantäne bequem und verwöhne mich Büchern, Schreiben und einer mich selbst überraschenden Gelassenheit. Verschwörungstheoretiker und auch Wissenschaftler, welche die ergriffenen Maßnahmenzur Eindämmung des Virus kritisieren, bleiben in den TAgen und Wochen unter meinem Radar. Klar, nichts Genaues wissen wir nicht, aber ich denke, unsere Verantwortlichen machen bislang einen guten Job. Ich drücke dir und Hanne und ganz Großbritannien die Daumen, dass auch für euch der Spuk bald vorrübergeht.

      Liebe Grüße hinauf zum kleinen Dorf am großen Meer. Passt auf euch auf.

      Achim

      • Lieber Achim,
        bislang überleben wir hier ziemlich komfortabel, außer Toilettenpapier gibt es auch noch weitgehend alles. Johnson ist nicht gerade ein genialer Krisenmanager. Dem NHS fällt man z.Zt. besser nicht in die Hände. Wir sind bislang wenig betroffen, es verändert nicht wirklich unseren Lebensstil.
        Auch dir drücken wir ganz fest die Daumen, dass du gesund und munter bleibst. Siri 🙂 und 🙂 Selma schicken dir großen beschirmenden Feenschutz.
        Pass auf dich auf
        Ganz liebe Grüße vom kleinen Dorf am großen Meer
        The Fab Four of Cley
        🙂 🙂 🙂 🙂

        • Das Kritische bei euch ist der NHS, ja. Ich bete darum, dass er nicht vor dem Ansturm der Hilfsbedürftigen zusammenbricht. Andererseits glaube ich an den Pragmatismus der Engländer. Mit Churchill zu reden: There will be blood, sweat and tears 🙂

  2. “Pseudowissenschaftliche Borniertheit”
    Lieber Achim,
    diese haben wir hierzulande leider an der obersten Spitze, und bei vielen Menschen – vorwiegend Republikanern. Und auch in evangelikalen Kreisen. Was soll man von einem sogenannten “Pastor” halten, der Mengen von “Glaeubigen” in seine Kirche lockt, weil Gott schon dafuer sorgen wuerde, dass sie sich nicht anstecken. Und dass sie “geweihte Taschentuecher” austeilen wuerden, die ein Ansteckung verhindern? Gott sei Dank hat die Polizei gestern – ich weiss icht in welchem Bundesstaat – einen dieser “Seelsorger” verhaftet, wegen Gefaehrdung von Menschenleben.
    Liebe Gruesse und bleib’ gesund,
    Pit

    • Lieber Pit,

      von diesem Fall wurde auch hier berichtet. Der besondere Schutz Gottes für die Gläubigen scheint hier als selbstverständlich vorausgesetzt worden zu sein.
      Geweihte Taschentücher, so so 🙂 Dazu bleibt nur ein Kopfschütteln und die Hoffnung, dass die Ansammlung dieser Gläubigen glimplich für ausgeht, ohne dass ich dieses herbeibeten könnte. Jede menschliche Verantwortung an Gott zu delegieren zeugt nicht von der Willensfreiheit des Menschen.

      Liebe Grüße an euch beide und passt auf euch auf.

      Achim

      • Ich kann mich nur wiederholen: ich fasse es nicht. Und es faellt mir ganz enorm schwer, fuer die Unbelehrbaren, die dann immer noch die Gottesdienste besuchen, zu hoffen. Das kostet mich echt Ueberwindung.

  3. Lieber Achim,
    Du findest da Worte, wo ich noch schreckens stumm die Nachrichten verfolge.
    Die falschen Propheten und Lügenpriester, die Sturmblaskommandos, die Panikhorden, diejenigen, die dem Virus ein “Bewusstsein” unterstellen, gar Absichten andichten oder die Turkmenen, die es bei Androhung von Knast leugnen – mit Mundschutz, versteht sich…
    Die Kloronaneurotiker, voll von der Rolle und die Heldenbeklatscher- wo bessere Bezahlung nötiger noch wäre, sozusagen “systemrelevante” Berufe – was für ein Wortmonster…

    Als Einsiedelböckin habe ich Einzelgangerfahrung und die Situation bedrückt mich am ehesten wegen meiner Hochrisikoliebsten und sie sind brav, sind tapfer, wir sprechen und wenn ich den Garten hacke, halten wir Abstand zueinander. Das Draußen ist bizarr wie eine Dystopie, eine gespenstische Endzeitstimmung geht von den unbelebten öffentlichen Plätzen aus.
    Wenn du hinter einer Mundschutzmaske lächeln willst, muss es noch Deine allerkleinsten Augenfältchen plissieren , damit der andere es sieht und hoffentlich davon angesteckt wird.
    Abwechslung ist mir Kunst, Konsum törnt grad nicht so…;-)
    Wenn Erotik verwurzelt mit Leben und Sinn ist, treibt sie aus banalsten Dingen so sinnlich schöne Blüten wie in den Bildern von Georgia O’Keefe.

    Herzlich und bitte bleibe so gesund wie nur möglich, denkt an Dich,
    Amélie

    • Liebe Amélie,

      der Präsident von Brasilien gehört zu dieser Kategorie. Alle, die heute die Augen verschließen, bekommen diese geöffnet, irgendwann. Die Frage ist wie lange ihre Untertanen ihnen diese Ignoranz noch durchgehen lassen und wie lange die Ignoranten das Aufkommen von Aufständen noch verhindern können und mit welchen Mitteln der Gewalt dies geschieht. Time will come.

      Ich fühle mich in meiner Isolation recht wohl. Das liegt daran, dass ich schon immer sehr zurückgezogen lebe. Mir reichen die unmittelbaren verfügbaren Dinge, wie Bücher und Musik. Das Schreiben ist wichtiger geworden. Für alles habe ich mehr Muse. Unaufgeregtheit ist Gebot. Ich habe da sicher leicht reden. Ich lebe alleine und gehe niemandem auf den Wecker. Meine nette Nachbarin kauft im Notfall für mich ein. Insofern empfinde ich die draußen lauernde Gefahr als wenig übergriffig in meinen emotionalen Haushalt.

      Bleib gesund und passe auf deine Eltern auf.

      Herzliche Grüße

      Achim

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