Message from the quarantine 4

Ich schleiche um das Wort Pandemie herum wie eine Katze um die saure Milch. Es auszuschreiben oder auszusprechen fällt schwer und ich denke über die Gründe nach. Des Wortes Bedeutung sprengt den Rahmen dessen, wie ansonsten Wörter, als Zeichen, einen unmittelbareren Zugriff bieten zu den Dingen, die sie bedeuten. Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.

Der Fingerzeig auf die Pandemie läuft ins Leere. Sie schmeckt nicht, riecht nicht. Sauerstoff, Wasserstoff können sichtbar gemacht werden. Die Toten machen die Pandemie sichtbar. Ihr Korrelat ist das Aufleuchten der farbigen Hotspots auf der Karte der Kontinente.

Was sie uns nimmt ist mir wesentlich vertrauter als die anonymen Zahlen der Infektionen und der Opfer. Sie nimmt uns das messbare Davor: Liebe, Vertrauen, Momente des Glücks, die zufrieden machenden Dimensionen der Arbeit.

Wenn ich mir von ihr ein Bild machen müsste, kommt mir der Tod in Ingmar Bergmans Das siebente Siegel in den Sinn. Ein Schachspiel mit der Pandemie. Ende offen. Ein Remis wird sie nicht anbieten.

Heimat ohne Geborgenheit. Kann es so etwas wie caritativen Zynismus geben? Den Zorn ohne Schuldzuweisung? Den Aufruhr ohne Gewalt? Ein würdevolles Leben an den Rändern oder im Herzen einer drohenden Apokalypse? Selbstgeisselung, religiöser Glaube, der in Wahn umkippt?

Ich schleiche wie eine Katze um diesen Begriff und denke, was nicht wahr sein darf wird nicht wahr werden. Die Stille, die kein Refugium bietet, undenkbar.

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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7 Comments

    • Oh, das muss ich erst noch verstehen. Verführen will ich nicht, nicht zu dem Preis, dass man mich nicht mehr lesen möchte. Vielleicht muss ich wirklich mein Schreiben und seine Inhalte überprüfen.

      Bleiben Sie gesund
      Liebe Grüße
      Achim Spengler

  1. “Pan-Demie” heißt, wörtlich aus dem Griechischen, “das ganze Volk (den Demos, die Gemeinde) betreffend”. Offenbar betrifft nur das Unheil das ganze Volk. Die Segnungen sind wenigen vorbehalten. Von einer positiven Pan-Demie habe ich noch nie gehört, leider.

    • Bei den Segnungen, die sich nicht über alle ergießen bin ich ganz bei dir, liebe Gerda. Und Dank für diesen erhellenden Hinweis zur Bedeutung des Begriffs. Da hätte wirklich einmal nachschlagen sollen.

      Herzliche Grüße nach Griechenland
      und pass auf dich auf.
      Achim

  2. Wie soll man schon damit umgehen, lieber Achim? Drum herum schleichen, verdraengen, sie beim Namen nenne und damit ihr ins Auge sehen? Ich weiss es nicht. Ich pendele zwischen verdraengen [wenn ich mich z.B. durch Lesen oder andere Beschaeftigungen ablenke] oder ins Auge sehen – und dann hoffen, dass es einen nicht trifft – koennte ja sein – oder wenn, dann wenigstens nicht ganz schlimm.
    Liebe Gruesse, und bleib’ gesund,
    Pit

    • Lieber Pit,

      Eine Balance ist wichtig, ohne Frage. Und Schutz gerade bei uns Älteren ist erste eigene Bürgerpflicht. Aktuell stehen hier die Zeichen bezüglich der Krise nicht mehr ganz so schlecht. Ich wünsche euch möglichst bald eine ähnliche Entwicklung.

      Bleibt gesund and stay Home

      Liebe Grüße
      Achim

      • Danke, lieber Achim, und lass’ uns die Hoffnung nicht aufgeben in dieser Zeit.
        Dass die Zahlen in Deutschland ganz vorsichtigen Anlass zur Hoffnung geben, das habe ich gerade auch gelesen.
        Liebe Gruesse und bleib’ gesund,
        Pit

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