No coward soul is mine

Emily Brontë

Im kommenden August hätte sie endlich stattgefunden. Meine Pilgerreise nach Brontë Country, West-Yorkshire, England. So oft aufgeschoben. Der Höhepunkt meiner Heiligenverehrung. Emily, Charlotte, Anne, die Liebe zu ihnen, die keinen Sauerstoff bereit hält für eine andere, gleichgestellte, gleich wirkende. Nun, Sylvia Plath vielleicht. Und der, der über allen thront, natürlich. Für diesen gibt es keinen Ort, jedenfalls keinen solch verbürgten. Geheimnis um ihn, nicht so bei den Brontë Schwestern.

Das Pfarrhaus in Haworth, in dem sie lebten und das zu einem Museum umgebaut und erweitert wurde, hat seine Pforten auf unbestimmte Zeit geschlossen. Die Anzahl der Besucher ist keiner Rede mehr wert. Sämtliche kulturellen Veranstaltungen, die anlässlich des 200ten Geburtstages von Anne Brontë noch vorgesehen waren, werden nicht mehr stattfinden. Das schmerzt mich, da die Chance, Anne aus dem Schatten ihrer berühmteren Schwestern hervorzuholen, wie weggeworfen erscheint.

Ihnen den Ehrbesuch nicht abstatten zu können schlägt eine kleine Wunde. Sie zu schließen setzt voraus, dass wir dem Virus von der Schippe springen, und mein Körper sich noch in ausreichender Verfassung befindet, um die Andachtstouren über die Yorkshire Moore antreten zu können, irgendwann.

Vielleicht tut es mir gut, aus der Falle der Vernarrtheit auszubrechen. Emotional distancing, so to speak. Da ich immer schon nah am Wasser gebaut habe und dieser Umstand sich durch eine der Nebenwirkungen meiner Medikamente potenziert hat, ist mir das Lesen von bzw. Emily Brontës Gedichten kaum möglich, ohne vorübergehend blind zu sein hinterm Tränenschirm. Schlimmer ist es, wenn ich versuche, sie laut zu lesen, oder bei den Versuchen, sie zu übersetzen.

Emily Brontë
Feige ist meine Seele nicht

Das obige T-Shirt habe ich mir mit der ersten Zeile eines von Emilys berühmtesten Gedichten bedrucken lassen. Mit dem Shirt wäre ich in Haworth aufgeschlagen. Ein Trost, wenn ich es in den ersten warmen Tagen hierzulande tragen darf.

Zuguterletzt soll Charlotte Brontës Jane Eyre zu Wort kommen, wenn sie heute in Sachen Social Distancing zu uns sprechen könnte:

„I care for myself. The more solitary, the more friendless, the more unsustained I am, the more I will respect myself.“

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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11 Comments

  1. Hm, das kenn ich: Solche Pilgerfahrten nach Radebeul (Karl May) und nach Bargfeld (Arno Schmidt) zwar, aber nun kommen auch die Yorkshire Dales ins Spiel: James Herriot Museum! Hatt’ch im Herbst vor. Ob das noch wird?

    • Hm, ich würde es Ihnen und mir wünschen, dass daraus noch etwas werden darf. Aber ich bin skeptisch. Aber auch Sie werden das nachholen können, irgendwann im nächsten Jahr, vielleicht dann schon unter dem Schirm eines Impfstoffs.

      Liebe Grüße

      Achim

  2. Hoffen wir ganz einfach mal das Beste, lieber Achim.
    Liebe Gruesse, und bleib’ gesund,
    Pit
    P.S.: Wir haben die “Pilgerfahrt” zu Marys Vorfahren muetterlicherseits, d.h. nach Irland, auch abgesagt, hoffen aber, dass wir das nachholen koennen.

    • Lieber Pit,

      zwar schmerzt es, dennoch sind aktuell andere Dinge sehr viel wichtiger. Wir werden alles nachholen und es vor allem viel bewusster genießen.

      Bleibt gesund, passt auf euch auf

      Liebe Grüße

      Achim

  3. Ach, die taubengrauen Schwestern (Arno Schmidt) – jetzt ist eine gute Zeit, sich nochmals nach Angria und Gondal zu begeben…

    Ich war vielen Jahren schon in Haworth und kann Ihren (hoffentlich momentanen) Verlust gut nahcvollziehen. Mir gehts derzeit so mit Bateman´s in Burwash. Immer wieder aufgeschoben… wir werden sehen.

    Ihnen alles Gute

  4. Lieber Herr Ärmel,

    So taubengrau waren die Ladys nicht, wenigstens was ihre Werke betrifft 🙂 Arno wollte damit wohl nur den Kontrast plausibel machen, der zwischen den Werken und der kargen Lebenswelt der Autorinnen aufleuchtet. Rudyard Kipling bei Ihnen also. Comes the time, comes the visit😀 Auch Ihnen alles Gute und bleiben Sie bitte gesund.

    Liebe Grüße
    Achim Spengler

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