Sophie Hunger hat mir dieses Lied aus dem Eis geschlagen, wohin ich es verbannte. Lange Jahre habe ich es nicht mehr hören wollen, nachdem Bertrant Cantant, Sänger der Gruppe Noir Desir, der es schrieb, seine Freundin Marie Trintignant erschlug.
Ich meine fest, dass ein Lied, ein Text, jeder Ausdruck eines Künstlerischen als Teile einer Hinterlassenschaft des gesamten Lebens zu gelten haben. Sie lassen sich nicht aus diesem herausoperieren, als das zu Rettende, zu Tradierende. Und wenn Schreckliches sich über Schönes legt, bleibt das Schöne immer verdunkelt, bleibt es immerzu beschmutzt. Das Schöne hellt das Schreckliche nicht auf. Es kann die Schuld nicht tilgen.
Kann sich Schönes je aus dem Klammergriff dieser unnachgiebigen Moral befreien? Ein Selbst ist das Ganze eines Lebens. Ich kann Bertrant Cantant nicht vergeben. Justiz mag das können, ich kann es nicht. Mein Stolz, der in diese Moral eingewebt ist, hat mich nie aus seinen Fängen entlassen. Weil er sich Prinzipien verpflichtet fühlt. Obwohl ich weiß, dass man an Stolz zugrunde gehen kann. Was ich gelten lassen konnte, dass dieses Lied immer wieder an der Tür zur Vergebung anklopfte. Einlass gab ich ihm nie.
Dieses Lied ist schön. Marie Trintignant ist zu Tränen schön. Ich habe Cantant gehasst. Meine Trauer galt ihr und ihrer Familie. Das Lied konnte daran nichts ändern. Es blieb beschmutzt.
Und nun lausche ich den Liedern von Sophie Hunger. Ich kannte kein einziges Lied von ihr. Ich schulde dieses Geschenk einer lieben Freundin, die mich auf Sophie aufmerksam machte. Sophie ist Geschenk, all said. Sie schlug mir Le vent nous portera aus meinem Eis und gab mir mit ihrer Version seine Schönheit zurück. Das Lied rettbar? Für den Augenblick? Die weibliche Interpretin hat es vermocht. Sie entführte es aus den Fängen des Schrecklichen.
Wirklich eine sehr schöne Coverversion des wohlbekannten großartigen Chansons von Noir Désir!
Dankeschön für’s Präsentieren …
LG vom Lu
Sehr gerne ……