Our little life is rounded with a sleep

Im Halbschatten unter dem Münster. Angenehm die Temperatur, angenehm das Bienengesumm des Marktplatzes. Die Händler bauen ihre Marktstände ab, der Moment, den ich mit schläfrigem Blick verfolge, September, alles dimmst du. Mein Auge klappt auf und zu im Rhythmus eines Echsenauges. Die Freiheit hinter der Sonnenbrille, Blicke richten können, ohne gerichtet zu werden. Auf dem Sterbebett soll man mir die Augen verschatten, damit Gevatter nicht in mich dringen kann. Und wenn die Augen brechen, dann ohne seinen Blick darauf.

Gedanken, durch die Triebfeder der Melancholie befeuert. Für diesen Gemütszustand ist die bevorstehende Reise nach Northumberland eine passable Entsprechung. Kalt soll es sein. Kalt mag ich, weil dieser Umstand mich innen ganz erhitzt. Auf dem heißen Rost der Kälte schärfen sich meine Sinne. Die Glut schneller endender Tage. Längere Fiebernächte, die mich umhertreiben zwischen Traumgeschichten, die wahrer sind als das Bewusstsein und seine trügerischen Fallstricke.

Die Melancholie besetzt die Nischen des Traumes. Mit ihr sickern die Worte unerschütterlich in die Sätze ein. Sätze, die die Bedeutung bewachen, wie diese Jungs mit den Bärenfellmützen, die britischen Grenadier Guards.

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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11 Comments

  1. Lieber Achim,
    Beneidenswert, dass Du Kälte so gut verträgst. Jetzt beginne ich schon wieder, mich gegen Herbst- und Winterkälte einzuzwiebeln…
    Für Deine bevorstehende Reise zum nördlichen Humberland an der schottischen Grenze, wünsche ich Dir Wetter wie Du es magst und vor allem eine steife Brise, die Deine Melancholie, so schön sie auch schreiben kann (hach!) ein wenig aus dem Kopf zu wehen, in der Lage ist. So schön soll Schottland sein, erzählte mir vor vielen Jahren ein Schotte, der hier stationiert war und der Sehnsucht nach Schottland hatte.
    Erhol Dich gut und liebe Grüße,
    Amélie

    • Liebe Amelie,
      Ich liebe die Kälte, ob ich sie vertrage, das hängt von ihrer Intensität ab. So ab 10 Grad minus wird es auch für mich langsam ungemütlich. Die Hitze am südlichen Ende des Oberrheins, sie sät peu a peu den Gedanken, mich zum äußersten Norden der Republik durchzuschlagen. Meeresnähe, diese Vorstellung rumort in mir. Ach, England, du Gastgeberin meiner Träume. Nach der grandiosen Vorstellung parlamentarischer Oppositionsarbeit in den letzten Tagen hat es mir sowieso den Zahn der Melancholie gezogen. Ich kann ja fast hautnah erleben, wie es in diesem beiderseits aufgeworfenen Schurkenstück weitergeht. Wenn es ums Ganze geht, ist im Hintergrund immer ein wenig Shakespeare zu spüren.

      Liebe Grüße
      Achim

      • Lieber Achim,
        Zehn Grad Minus machen in meinem Fall mindestens zwei Lagen Unterwäsche erforderlich. Möglichst aus Wolle. Darüber kommen weitere Schichten und Lagen bis nur noch die Nasenspitze und der Zopf oben rausgucken. Wie das Michellinmännchen drehschleudere ich dann umständlich und langsam vorwärts und bemühe mich, niemanden zu rammen. Das Gute; bei minus zehn Grad gefriert jedes Lächeln. Das Schlechte: Trauermienen schockfrosten ebenfalls auf der Stelle…
        A propos Trauermiene: In England kann ich mir flackernde (warme und offene) Kamine nach Regenspaziergängen vorstellen. Um die frisch gebildeten Schwimmhäute zwischen den Zehen und Fingern wieder auszutrocknen.
        Und das Meer ist so ein Sehnsuchtstrauma, irgendwie roch es da immer gut, wie, habe ich irgendwie über den Jahren leider vergessen.
        Und Shakespeare kommt aus dem Staunen nicht heraus: alle seine Stücke sind Wirklichkeit geworden…
        Heute wäre er vielleicht ein überall viral gehender Charismat, der die virtuellen Möglichkeiten voll ausschöpfen würde.
        Liebe Grüße,
        Amélie

        • Ich wollte noch einen deiner Beiträge kommentieren. Es ging dort um den herrlichen Dialog zwischen Gott und Teufel.
          Jetzt finde ich ihn nicht mehr ???

          Kannst du mir da mal helfen?

          Liebe Grüße

          Achim

          • Puh, Achim…ja…hm…🙈
            Die Sache ist die, dass ich total unsicher wurde ob der Dialog wirklich gut genug gelungen war und…morgens dann wurde aus der Unsicherheit richtige Angst…und da habe ich alles wieder gelöscht…
            Das passiert mir manchmal, besonders, wenn ich spontan war und nicht weiß ob zu spontan oder so.

            Liebe Grüße,

            Amélie

  2. Ich darf dich also in Winterzeiten als Zwiebel vorm inneren Auge 👁 anschauen. Zwiebel mit langem roten Zopf. Stell dir vor Shakespeare würde twittern. Rhethorische Giftpfeile würde er auf Hass, Neid und Missgunst schießen, bis diese Ausgeburten der Hölle paralysiert sein und katatonisch im Äther des Internets schweben würden wie zu entsorgende Schadstoffteilchen.

    Liebe Grüße

    Achim

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