Empörung grassiert. Oft heuchlerische Empörung, die andere, gleichartige oder gewichtigere Anlässe zu ihrer Existenz unterschlägt. Anlässe, zu denen sich Empörung äußert, anstelle anderer Regungen, die in der Lage wären, Potentiale abzurufen, die für den qualitativen Sprung des Denkens zum Handeln  unabdingbar sind. Also alles andere als die naive und niedliche Empörung, die zu Recht zu vernachlässigen sei.

 

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Alles in allem ist Freiheit ein perverser Begriff. Was soll das denn sein, die Freiheit unter dem Atomschirm? An diesem Begriff ist auch pervers, dass er uns vorenthält, was wirklich frei macht: Die Entscheidung darüber, den Zeitpunkt frei zu wählen, an dem wir sterben wollen.

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Die Zukunft ist weiblich, oder sie wird nicht sein, sondern lediglich Restlaufzeit. Also gehört die Parthenogenese dazu. Asexuelle, weibliche Nachfahren ausschließlich. Ausschluß eines weiblichen Machismo. Fürsorgemoral anstelle Gerechtigkeitsmoral. Eliminierung des Bösen durch genetische Manipulation. Voraussetzung hierzu: Dass sich die Männer endlich abschaffen, #time’s up. Unsere Zeit ist abgelaufen. Stürzen wir uns in unsere Messer, die in den Westentaschen von Westentaschentigern lauern. Unser manischer Narzissmus, das Geblöke von unserer Grandiosität, der ganze Verblödungszusammenhang, in dem wir uns ereifern, all das prädestiniert uns zur Selbstabschaffung. Für uns gilt der Andere nur als Fußabtritt, insofern ist der Weg zu unserer Reduzierung auf eine kleine Fußnote der Menschheitsgeschichte  nicht mehr weit.

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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6 Comments

  1. Lieber Achim,

    Ein schwerer Text. Empörung ist gefährlich, wenn sie absolut sein will und vor allem immer dann, wenn sie mit Rechtschaffenheit und Moral zusammen das Exekutions-Tribunal für einen einzigen bösen Sündenbock bildet.
    Ich denke gerade so über die Männer nach und wie viele ich glücklicherweise kennen darf, für die Gleichheit etwas Wichtiges bedeutet, nur bitte kein Ausschlussverfahren. ..Die Männer würden mir fehlen – es gibt doch diese gewissen Unterschiede und zum Glück ist es so.
    Zugegeben, so eine Welt für Hoffnung, Frieden, Gleichheit… haben wir jetzt gerade nicht im Heuteabendprogramm…Eher das Weltuntergangsszenario mit Greta und diesem brasilianischen .::piepcensore…ich sag nur: Regenwald gegen Soja, das Deutschland wiederum aus Brasilien für unsere Massentierhaltung ankauft. Alles ist so miteinander in teuflischen Kreisläufen verbunden. Zugegeben, was Du sagst, stimmt leider zu oft.
    Es werden in politischen Debatten immer noch konstruktive Gespräche durch persönliche Befindlichkeiten, Profilierungslüste sowie rechtschaffen nach einer Moral geifernde Empörlichkeiten blockiert.
    Das, was gerade um uns herum geschieht, erinnert mich an finsterstes Mittelalter.
    Und Drachen heißen heute Drohnen.
    Liebe Grüße,
    Amélie

    • Empörung, sagen wir rechtschaffene Empörung, muss auf die Straße (wobei auch der völkische Nationalismus die Rechtschaffenheit für sich reklamiert). Kleinliche und egozentrische Empörung von wohlstandsprofitierenden SUV-Fahrern, die sich aus den Wirkzusammenenhängen von Ressourcenausbeutung hedonistischem Nach-uns-die-Sintflut Denken herausschwindeln wollen, das rubriziere ich unter einer Empörung, die ihre biotopischen Pfründe bewahren will und einen Scheiss darauf gibt, dass sie zur Elite der Totengräber unserer Welt, wie wir sie kennen, gehört.

      Liebe Grüße
      Achim

  2. Für mich ist die Feiheit ein hohes, wenn nicht sogar das höchste Gut. Ich würde dies nicht auf die Freiheit den eigenen Todeszeitpunkt zu bestimmen reduzieren, denn diese Freiheit ist die einzige, die ich nicht haben möchte (obwohl das ja tatsächlich jedem freigestellt ist). Ich kann aber deine Verzweiflung gut verstehen und glaube auch, dass wir Männer viel dazu beigetragen haben, dass die Welt in dem derzeitigen Zustand ist. Ich glaube aber auch, dass nur Männer und Frauen zusammen die Fähigkeit haben, die Welt vielleicht, aber auch nur ein ganz kleines bisschen vielleich, wieder in den Griff zu bekommen. Es ist denke ich vielmehr eine Frage der Informationslenkung. Obwohl wir uns frei denken, sind wir trotzdem Geiseln der Meinungsindustrie. Da spielt es keine Rolle, ob wir jetzt Männer oder Frauen sind. Männer und Frauen, Yin und Yang, Oben wie Unten, Hell und Dunkel, etc. Alles kann nur im Dualismus bestehen.

    • Wenn ich der Herr über mein Leben sein will, dann gehört, weil der Tod zum Leben gehört, auch das Herrsein über ihn.
      Ob die Frauen die besseren Sachwalterinnen der Welt sein würden, das vermag ich nur zu vermuten. Solange das Testosteron die Welt regiert, setze ich ein Matriarchat dagegen 😀

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