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Notate 20
Bescheidenes Wetter. Drinnen ein Licht angemacht. Es gibt ein Leben des Sporadischen. Eins, in dem ich Strandgut sammele. Soll heißen, dass es die Ereignisse sind, die mich aufsammeln. Ich habe darauf keinen Einfluß, es kommt mir zu. Zupacken oder Loslassen. Der eigenen Schreibe eine andere Richtung geben. Nicht sicher, was das bedeuten könnte. Grammatik anders auslegen. Tempo, Rhythmus neu justieren. Spannend wäre zu sehen, was Visagisten und Kosmetik mit meiner Schriftsprache anstellen würden. Inzwischen bin ich sicher, wenn ich Blindenschrift beherrschen würde, das Relief, die Riffel der Schreibe einiger wertgeschätzer Bloggerinnen ertasten zu können.
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Vilfredo Pareto hielt eine echte, repräsentative Demokratie für eine Illusion. Er untermauerte seinen Zweifel mit der Feststellung, dass 80% des Reichtums sich bei 20% der Bevölkerung konzentrierten, im Weltmaßstab, wohlgemerkt. Der Mann lebte von 1848 bis 1923. Die drastischen ökonomischen Ungleichgewichte waren die Gründe seiner Überzeugung, dass sich am Ende die Herrschaft von Eliten herausbilden wird. Es war kein Nostradamus vonnöten, um die Globalisierung vorherzusehen. Oder die Unternehmenskonglomerate. Oder den Lobbyismus. Oder den Niedergang des Einflusses der unteren und mittleren sozialen Klassen auf den politischen Willensbildungsprozeß.
Verbunden damit die Frage, die sich Anthony Giddens stellt, ob die fortlaufende Begünstigung des Kapitals im Vergleich zu den Menschen so weit wachsen (wird), dass letztere sich vielleicht doch einmal in nennenswerter Zahl und gut organisiert gegen die Verhältnisse richten. Weiter fragt er, warum sich die Ängste der Gegenwart bislang ausschließlich auf Konten jener verzinsen, die rechtspopulistisch, irre oder beides sind. Ein Bild im Kopf: Prekariat und Arbeiterklasse, politische Linke, Salonlinke, die Restposten bundesrepublikanischer Intelligentia in Divisionsstärke, mit Heugabeln bewaffnet, mit Gülle auf den Anhängern von Traktoren, im Bauernsternmarsch auf die Bundeshauptstadt und Konzernzentralen zu.
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Das Fremde ist nicht FESTSTELLBAR. Nicht so, wie das Rotwild, nächtens, im Lichtkegel katatonisch erstarrt, fluchtunfähig ist. Das Fremde nicht be-deuten können, schafft Angst. Andererseits könnte das Fremde gelingen, wenn wir auf unseren marodierenden Individualismus verzichteten, den wir Freiheit nennen, der aber nur Hedonismus meint.
hallo fremder achim. nur ein kurzer besuch hier, auf dem weg ins kino. nur schnell ein widersprechen da lassen: das fremde ist feststellbar, ist fühlbar. das fremd KANN angst schaffen oder machen, aber es gibt auch andere zugänge und eingänge ins fremde: a) es in sich selbst suchen und erkennen, es ist gar nicht fremd oder doch fremd. b) neugierig sein, sich dem “fremden” nähern, es ergründen, ertasten, beschreiben, hineinfühlen usw. dann ist es, wenn es vielleicht auch nicht ganz verstehbar ist, doch wenigstens ein bischen ergründet und nicht mehr ganz so fremd. das fremde macht es erst durchs denken. manchmal ist das fremde nur fühlbar, nicht (gleich) erkennbar. doch es ist und bleibt erkennbar, weil es nämlich fremd ist. da fällt mir spontan das zitat ein, ich weiß nicht mehr, von wem es ist, da heißt es: fremde sind freunde, die du noch nicht kennst. (natürlich bezieht sich dies auf menschen, das vorherige war durchaus auf bestimmte eigenheiten und eigenschaften etcpp gemünzt, schließt aber den menschen als ganzes auch nicht aus). so, und jetzt gehts ins kino.
du willst dem schreiben eine andere richtung geben? woher der impuls? was ist der grund? eine andere schreibe von dir zu lesen, fänd ich durchaus interessant zu lesen. du fragst nach dem weg … grammatik anders auslegen, schreibst du. es kann auch ein anderes verständnis von literatur der grund dafür sein. oder aber der wunsch, sich in fremde gefilde zu begben, auf schriftlichem wege. ein paar worte wegzulassen, die ansonsten gern vorkommen in eigenen texten. ach, es gibt so viele wege. bin gespannt, welchen du wählst und ob.
schönen abend! ich bin dann mal weg —> kino!
Liebe Güte, da ist mir die Antwort auf deinen Kommentar aber sowas unterm Radar durch. Dafür entschuldige ich mich.Mit dem Begriff NICHT FESTSTELLBAR meine ich, dass wir es nie versuchen sollten, den Fremden sozusagen dingfest zu machen. Einhegbar, instrumentalisierbar. Da der Fremde eben nicht ein von unseren Lichtkegeln der Vorurteile geblendetes Rotwild ist, das darunter erstarrt und seine Identität aufgibt. Du meinst mit feststellbar eher “erkennbar, “fühlbar”. Nur eine kleine begriffliche Verwirrung, ansonsten aber mit ich durchaus mit dir.
Zu dem Thema “andere Schreibe”: Es ist ja eine gewisse Zeit ins Land gegangen. Ich bleibe, wie der gute alte Schuster, bei meinen Leisten. Nur wieder einmal ein Anflug des Gefühls, etwas ändern zu müssen. Es ist so wie bei der Umstellung des Mobiliars. Bis man feststellt, dass man sich eigentlich nur in der alten Wohnsituation am besten fühlt.
Lieben Dank für deinen Kommentar und nochmals meine Entschuldigung für die späte Antwort
Achim
Deine Notate sind wie Froschhüpfen, Du kommst ja echt von Schreiben auf rechts- und linkspopulistische Irre, schreibst eine Art Braille, die ich Bildungsstreunerin nur ahne, doch sehen unmöglich ist, ist herumtasten erlaubt. Beim Rotwild angelangt wurde mir schon etwas heimischer zumut und vor Rehen sei gewarnt – die zarten Viecher sind wehrhaft und beißen sogar Hunde wenn sie angegriffen werden.
Es lohnt sich, gut in die Ecken zu schauen, vor allem jedoch in diejenigen, die mit Emotionalität die fehlenden Argumente auszugleichen versuchen, die Rhetorik vor dem Spiegel üben und manipulieren mit den Ängsten der Menschen. Angst ist gefährlicher als Atombomben…
Feststellen lässt sich nur, was mechanisch ist. Etwas Fremdes ist schwammig, ungewiss, formlos wie ein schwarzer großer Schatten. Manchmal entpuppt sich ein großer fremder Schatten als eine Gefahr und manchmal ist es etwas unerkannt Vertrautes. Unverhofft kommt oft – ein altes Sprichwort. Ein weiteres bekomme ich nicht ganz richtig gesagt, doch frei interpretiert von mir, in etwas anderen Worten, geht es ungefähr so: Nur, wer viel reist, verliert die Angst vor dem Fremden. So ähnlich. In manchen Texten mancher Blogger*innen fühle ich mich seltsam schön vertraut.
Beim Schreiben probiere ich mich spielerisch aus. Ich mag das Wort ‚Schreibe‘ nicht. Ich nenne es anders…Schreibstil oder Geheimsprache. Oder Walgesang. Alles mögliche…und ich glaube, es braucht Geduld…seine eigene Geheimsprache finden zu wollen.
Ich wünsche Dir beim Ausprobieren viel Freude, Spannung und Überraschung. Doch ich mag Deinen Stil auch so wie er jetzt ist und lese Deine Beiträge sehr gern.
Liebe Grüße, frohe Pfingsten, wünscht Dir die Karfunkelfee 🌀
Liebe Fee,
meine Entschuldigung geht auch an dich. Ich habe eure Kommentare nicht gelesen, insofern auch keine Antworten gegeben, was ich jetzt nachholen möchte. Die Notate sind wirklich so angelegt, wie du es beschreibst. Sie kommen vom Hölzchen aufs Stöckchen, spontan das wiedergebend, was mich akut beschäftigt, was mir als Gedankenfetzen zeitgleich durchs Hirn schwirrt. Um der Spontaneität ein wenig ihren rabulistischen Stachel zu nehmen, muss es sich natürlich erst einmal setzen, oder, und das ist der schönere Teil der Arbeit daran, ich möchte wenigstens eine ergänzende Meinung und Haltung wertgeschätzter Autoren einholen, so dass mein Geschrubsel etwas mehr Bodenhaftung bekommt. Froschhüpfen ist tatsächlich ein Begriff, der darauf angewendet, passt. Weiter sprichst du einen wunden Punkt an, der meine Haltung zu Fremden zur Zeit wenig entspannt macht: Ich reise zwar fast jedes Jahr, aber nur noch nach Großbritannien. Reisen in andere Länder, vornehmlich nach Afrika oder den nahen und mittleren Osten, würden meine Berührungsängste zu Menschen aus diesen Ländern hierzulande wohl sukzessive abbauen helfen.
Wie ich schon oben schrieb, möchte ich inzwischen garnichts ändern wollen an meinem Schreiben. Nur ein Augenmerk richten auf die Sentenzen, die man automatisch benutzt, weil sie vertraut sind und erlernt. Diese möchte ich gerne ersetzen oder ergänzen mit einem neuen und unverbrauchten Blick. Sprachhausputz gewissermachen veranstalten.
Nun liegt Pfingsten schon weit zurück, trotzdem liebe hochsommerliche Grüße an dich
Achim
Lieber Achim,
Ich beantwortete schon drei Jahre alte Kommis, die ich verschlamperte zu beantworten. Ich zerknirschte genauso wie Du in balsamischen Worten, doch ich strengte mich als Ausgleich besonders an, gute Worte zu finden. Du hast wenig Zeit und ich hatte aber Tomaten auf den Augen- das ist schlimmer…🙈
Nur nach Great Britain? Kann ich verstehen. Na ja, ich bin eine Frau und als solche befremden mich die Landessitten und – Gebräuche mancher Religionen sehr. Als Frau fühle ich mich dort weder als wert erachtet noch als gleich erkannt. Drum blieb ich bislang eher weg aus Ländern, deren Landeskulturgut mich sehr interessiert. Respekt bringe ich ihnen- doch wie steht es umgekehrt. Zaghaft überwinde ich meine Riesenberührungsangst und habe Begegnungen, die meine Ressentiments vielleicht nicht vermögen grundsätzlich zu verändern, doch sie zeigen mir eine andere Seite und das weckt in mir einen Toleranzwunsch denen gegenüber, welche sich für mich interessieren – so wie ich mich für sie.
Um Berührungsängste abzubauen, müssen wir nicht zu diesen Menschen in ihre Länder reisen. Sie sind oft heiß und trocken, karge Wüsten oder tropisch schwülwarm. Viele sind bereits hier. Es ist auch an ihnen, Interesse zu zeigen, sonst fruchtet auch die allerschönste Toleranz und der ehrlichste Kulturenrespekt nichts. Wenn beide wollen, wird es ‚sukzessive‘. Oh, Fee, welch gewagte Tat! Dieses Fremdwort hatte ich noch nicht in meinem „EinFremdwortprotag-Newsletterfeed…🙈
Bis Weihnachten dann oder so…(kleiner Augustscherz südwestlich des Perseidenstroms)und ganz liebe Grüße von der Fee✨