Glendalough – Ireland

All pictures © Achim Spengler
Click on picture to open Gallery

Glendalough, das Tal der zwei Seen. Eine von Eiszeitgletschern geformte Bergwelt, in deren Senke sich zwei Seen (Upper Lake, Lower Lake) hintereinander in westlicher Richtung der Wicklow Mountains erstrecken. Das Tal befindet sich etwa 40 km südlich von Dublin und wird von Buslinien angefahren. Einige davon fahren ausschließlich zu diesem Ziel, während andere Glendalough im Huckepack mit dem Besucherziel Powerscourt Estate  anfahren. Über die Powerscourt Estate and Gardens werde ich später in diesem Blog noch berichten.
Das Tal war schon in der Bronzezeit besiedelt. Die Siedler waren wohl Bergarbeiter und Schmelzer, fanden sich doch in den umliegenden Bergen Vorkommnisse von Quarz, Blei-, Silber- und Zinkerzen, die von ihnen ausgebeutet wurden. Der Ruhm des Tales und auch des Ortes Glendalough gründet sich auf die im Laufe von Jahrhunderten statthabende, gegenseitige Durchdringung von Mythos, Legende und Geschichte. Der Heilige Kevin war es, der sich im 6. Jh. als Einsiedler in das Tal zurückzog. Nach ihm folgten weitere Einsiedler, Schüler und Mönche. Es entstand eine Klosterstadt, deren Reste heute noch zu sehen sind. Um die Person des Heiligen Kevin ranken sich Dichtung und Wahrheit, Legenden und biografische Tatsachen.

Glendalough wuchs zur Klosterstadt heran. Immerhin wohnten damals fast 5000 Menschen dort und die Stadt machte Karriere als Bischofssitz. Mönchs- und Bauernleben hielten sich die Waage. Spirituelles und Profanes lebte in Eintracht. Die Landwirtschaft und das Kopieren und die Illustrierung heiliger Schriften waren die Professionen am Ort. Im 17.Jh verließen die letzten Mönche Glendalough. Bauern hielten die Erinnerung an die heilige Stätte aufrecht. Heute ist Glendalough Wallfahrtsort und Touristenmagnet in einem.

 

 

Am oberen Ende des Upper Lake zeugen noch heute das Gebäude einer Mine und Schlackenhalden vom Bergbau, der bis 1920 im Tal betrieben wurde. Mittelpunkt der Klosterstadt ist der weithin schaubare, im 19.Jh. sanierte und neu bedachte Rundturm. Der Turm diente gleichermaßen als Ausguck und Fluchtburg. Der Eingang in den Turm war nur durch eine Leiter zu erreichen. Weitere Gebäude sind die im 9.Jh. begonnene winzige Kathedrale und das sog. Priest’s House, eine Grabkapelle oder Schrein, das als ein Kandidat mehrerer vermuteter Ruhestätten des Heiligen Kevin gilt.

Zu den Wundergeschichten, die sich um den Heiligen Kevin ranken, gehört, dass er glühende Kohlen mit bloßen Händen anfassen konnte, ohne Schaden zu nehmen. Außerdem habe er in einem hohlen Baum gelebt, sich von Beeren und Kräutern ernährt und die Bäume des Waldes hätten in Ehrfurcht vor dem vorbeikommenden Heiligen ihre Wipfel gebeugt. Weithin bekannt ist auch die Legende von der Amsel, die ihre Eier in Kevins Hände gelegt hatte. Worauf dieser mit ausgestreckten Armen so lange verharrte, bis die Amseljungen ausgebrütet waren.
Die Geschichte der Prinzessin Kathleen jedoch wirft einen wenig schmeichelhaften Schatten auf das Leben des Einsiedlers. Kathleen hatte sich unsterblich in den Heiligen verliebt und verfolgte ihn, der nur den geistigen Genüssen zugetan war, auf Schritt und Tritt. Es wird überliefert, dass er vor den Nachstellungen der Prinzessin in eine Höhle floh. Als Kathleen Kevin in der Höhle aufspürte und ihn mit ihrer engelsgleichen Schönheit in fleischliche Versuchung brachte, warf er sie in den Upper Lake, wo sie ertrank.

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

Articles: 604

34 Comments

  1. Danke, lieber Achim, fuer’s Mitnehmen auf diese wunderschoene Tour.
    Hab’ ein feines Wochenende,
    Pit

    • Lieber Pit,

      sehr gerne geschehen. Leider ist das Wochenende und mein Urlaub vor allen DIngen, herum. Ich genieße die September Sonne noch ein wenig.
      Liebe Grüße nach Texas.

      Achim

      • Immer schade, wenn der Urlaub zu Ende geht. Ich kann das nachfuehlen, auch wenn ich ja eigentlich immer “auf Urlaub” bin, als Pensionaer hier in der wunderschoenen Texas Hill Country. Aber wir fuehlen aehnlich, wenn wir von einer Reise zurueck kommen und daran denken, was wir Alles noch unternehmen moechten. Trotzdem: wir geniessen das Leben hier. 🙂

        • Ich habe noch drei Jahre, dann folge ich dir in den Ruhestand 🙂 Dann wird es spannend, wenn es um die Entscheidungen geht, was von den vielen Reisewünschen noch erfüllt werden darf und kann.

          Liebe Grüße nach Texas

          Achim

          • Dazu, lieber Achim, kann ich nur sagen: seit meiner Pensionierung (und dem damit verbundenen Umzug) nach hier in die USA haben meine Reisewuensche eher zu- als abgenommen. Es kommen einfach immer mehr dazu. Meine Frau und ich haben deswegen beschlossen, mindestens 120 Jahre alt zu werden, damit wir sie uns alle erfuellen koennen. 😀 Aber ganz ernsthaft: alleine schon hier in den USA gibt es so Vieles, was wir noch sehen moechten. Wir denken (immer wieder), dass, wenn wir nicht unsere Katzen haetten, wir uns durchaus vorstellen koennten, ein Wohnmobil zu kaufen und damit durch die Lande zu vagabundieren.

              • Ich denke nicht, dass wir (die) Katzen in einem Wohnmobil mit auf Reisen nehmen koennten. Mit einem Hund, sogar mit mehr als einem, waere das wohl moeglich, aber eben nicht mit Katzen.

                • Wäre vermutlich nur mit Hauskatzen möglich, aber die müssten sich dann erst einmal ans Homemobil gewöhnen. Ihr werdet euch schon Kompromisse erarbeiten, was das Reisen anbetrifft.

                  Gruß aus Freiburg

                  Achim

                  • Ich denke, wir bleiben bei der bisherigen Form unseres Reisens – mit Uebernachtungen in Motels oder B&Bs.

  2. … auch wenn der Heilige Kevin zum Ende noch einen Totschlag begeht. Schließlich ist der ja Heilig. Nicht auszudenken was alles hätte passieren können …

  3. Lieber Achim,

    Ach, wie schön, warst Du aber fleißig!
    Und zum Abschluss des irischen Besuches erzählst Du von Kevin allein im Wald. Mir erscheint er als ein sehr vergeistigter Waldschrat, den kann man prima nach Pilz- und Beerensammelstellen fragen. Solche sollte eine Frau in Ruhe lassen und die armen Ladies, die der Kevin so vergraulte im Laufe seines heiligen Lebens, in dem er ihnen Brennnesseln ins Gesicht warf oder sie gleich der Sicherheit halber ertränkte, können einem mitfühlenden Frauenherzen schon Schmerzen bereiten. Man möcht’s ihnen eintrichtern wie Muttermilch, dass sie die dem Jäger auflauernde Beute sein sollen in diesem komischen Beziehungsspiel zwischen den Geschlechtern. Doch leider müssen sie diese Erfahrungen ja selber sammeln und wo könnte es sich schöner herzzerreißender leiden lassen als in Irlands hügeligen Landschaften, seinen Rapunzeltürmen und den verfallenen Friedhöfen. Das Betrachten der Bilder lässt ein volles Herz zurück. Wie muss es sein, dort zu sein? Dreidimensional und nach Irland riechend, nach Meer und Wald. Eine seltsame und schöne Vorstellung. Liebe Sonntagsgrüße von der Fee

    • Hallo Fee,

      das war ja noch nicht der Abschluss meines Besuches. There is more to come 🙂 Volles Herz, du formulierst es so, wie ich es gerade empfinde: eine unbändige Sehnsucht zurück an diesen Ort. Sich an diesen Platz zu wünschen, Teleportation, irgendwie, das entwickelt gerade unbändige Kräfte, die leider ins Leere laufen.
      Die Heiligen hatten nicht nur das sog. Zweite, Dritte etc. Gesicht, sie trugen wohl häufig “zweite” Gesichter, nicht erkennbar oder ausdeutbar. Abgründe in Irish Moos so to say. Nach heutigen Maßstäben betrachtet gehörte Kevin unter die Rubrik Sonderling, mindestens. Andererseits kann die Einsamkeit, die Abgeschiedenheit und die Wahl eines EInsiedlerlebens dem Verstand schon einmal das Wasser abgraben.

    • Was ist bitteschön das typische Ozzy Osbourne Feeling? Ich kriege den Mann ja nicht in einen Konnex mit Glendalough gezwängt 🙂

      Grüße aus Freiburg

      • Eigentlich ganz einfach: Black sabbath, dicke Kreuzketten um den Hals, Keltenkreuze irischer Friedhöfe auuf irgendwelchen Covern – wenn man dann zum ersten Mal auf so einem Friedhof steht, dann – ärgerts einfach, dass man gerade weder Black Sabbath Greatest Hits noch Ozzys schöne “No more tears” auf dem I-pod hat…. oder “Dreamer” Am passendsten wäre eh “I’m going through changeeeees” gewesen…

  4. Das hat große Freude gemacht und den Wunsch geweckt einmal dorthin zu reisen. Deine schönen Fotos haben die Stimmung wunderbar eingefangen. Thanks for that!!
    Liebe Grüße

    • Eine Reise allemal wert, wie insgesamt die Wicklow Mountains noch weitere Schätze zu bieten haben. Bei Betrachtung der Bilder überkommt mich schon wieder ein leichtes Sehnen in der Brust 🙂

      Liebe Grüße

  5. Absolutely fabulous photo galleries, Achim! You’ve captured the atmosphere so beautifully. Love the lady with the pipes and that ‘see through’ headstone. If ever I’m back in Ireland it’s a place I must see. 🙂 🙂

  6. It’s definitely worth a visit, Jo, regardless of the season. The Lady with the pipes was quite sunk in her music. Lovely.

    Best regards

    Achim

Hinterlasse mir gerne einen Kommentar

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

Translate »

Discover more from A Readmill of my mind

Subscribe now to keep reading and get access to the full archive.

Continue reading