Notate 10 – Dilemma

Wir wissen, was das hieße, der Natur ihre Schönheit zurück zu geben. Ohne den Menschen ist die Schönheit unendlich, ohne ihn ist sie ein Entzücken ohne Ziel.

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Meine Psyche ist gastfreundlich. Sie erfindet Schmerzen, die sie dann einlädt, für immer bei ihr zu wohnen.

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David Hume bringt das moralische Dilemma vernünftigen Handelns auf den Punkt, wenn er sagt, dass es nicht vernunftwidrig sei, wenn wir lieber die Zerstörung der ganzen Welt wollten, als einen Ritz an unserem Finger.

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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9 Comments

  1. sehr gut auf den punkt gebracht.
    mir kam just heute der gedanke, dass vielleicht, wenn die menschheit sich selbst nicht so wichtig nähme, sie auch nicht so viel zerstören würde…
    lg von diana

    • Ich bin da eher Pessimist. Allein die Zunahme der Weltbevölkerung, hat, wie ich finde, Wirkungen auf die Natur, da sie immer mehr Fläche für den Lebensraum abgeben muss. Von der vermehrten Ausbeutung ihrer Ressourcen ganz zu schweigen. Das ist wertfrei betrachtet die “Wichtigkeit” des Menschen, oder besser gesagt seine zunehmende “Gewichtigkeit” in der Verschiebung des Gleichgewichte zwischen Kulturellem und Natürlichem. In dieser Hinsicht sich weniger “wichtig” zu nehmen, würde bedeuten: Der forcierte oder freiwillig bewirkte Rückgang des exponentiell verlaufenden Erdbevölkerungswachstums.

    • “Sie ist” aber auch gefährdet, auch das, was wir, meinetwegen auch durch verschiedene ästhetische Urteile, an der Natur schön finden. Wenn wir die Natur zerstören, verschwindet nicht nur sie, sondern auch unsere unterschiedlichen Begriffe von Naturschönheit.

  2. Die Schönheit ist ein von Menschen geprägter Begriff, der eine Betrachtung durch den Menschen beschreibt. Jenseits menschlicher Betrachtung ist der Begriff Sinnlos. Schönheit ist ein Für-sich und kein An-sich.

    • Genau das meine ich, wenn ich sage, dass die Schönheit der Natur, ohne menschliche Anschauung derselben, also nach meinetwegen der Selbstvernichtung der Menschheit, “ein Entzücken ohne Ziel” ist, oder Schönheit ohne Ziel. Die philosophische Frage dabei ist, ob der Begriff “Schönheit” nach dem Untergang der Menschheit überlebt und sich immer noch auf eine Schönheit anwendet 🙂 Und vielleicht gibt es ja wirklich einen Schöpfergott, der uns einerseits den Begriff von Schönheit schenkte, andererseits in der Anschauung dessen, was er geschaffen hat, einen Begriff von Schönheit anwendet, der unserem wenigstens ähnlich ist.

  3. Dabei schneidet der Mensch sich mit der Zerstörung der Welt sehr tief. Wie soll man den Ritz am Finger sehen, wenn man so kurzsichtig lebt? Wie soll man Schmerzen spüren, wenn man das Gewissen schon lange vergraben hat, weil es sich damit so unangenehm lebt? Und warum schauen wir nur auf saubere Finger, während wir einen so wichtigen Teil von uns, die Natur, malträtieren.
    Ich verstehe nicht, wie man diesen Schmerz ausblenden kann… Nenn es melodramatisch, nenn es übertrieben, aber ich verzweifle daran und mir tut es weh, das zu sehen!

    • Eine gewisse Verzweiflung macht sich auch bei mir immer mehr breit. Zu beurteilen, ob die vereinbarten Klimaziele wenigstens mittelfristig erreicht werden, und ob diese den Kollaps der Natur verhindern können, das wissen nicht einmal die Wissenschaftler selbst samt ihrer Modelle der Risikoeinschätzung.
      Interessant finde ich auch die Feststellung, dass es zwar eine weltweit verbreitete grundsätzliche Einsicht in die dramatischen Folgen des Klimawandels gibt, sich aber auf individueller Ebene, das heißt, auf der Ebene des Einzelnen, seiner Familie, seines Freundeskreises etc. diese Einsicht nicht in konkrete Maßnahmen niederschlägt.

      • Ja, das ist auch meine viel zu häufige Erfahrung. Ich habe einige Zeit in einer nachhaltigen Kommune verbracht. Da war ich etwa 16. Als ich zurück nach Hause kam, bin ich fast zerbrochen, weil ich an der Einstellung meiner eigenen Eltern gescheitert bin. Und auch immer wieder an dem Satz “Einer allein verändert eh nichts”. Inzwischen habe ich es geschafft ganz viel umzustellen. Mein Fleischkonsum ist quasi bei 0, wenn ich tierische Produkte kaufe, dann versuche ich sie auf Märkten oder zumindest Bio kaufen. Auch mit unterschiedlichen Biosiegeln habe ich mich beschäftigt. Es funktioniert, auch als Studentin, man muss nur bereit sein einige seiner Komfortprodukte wegzulassen.
        Allgemein bin ich ein großer Fan davon, Menschen mit Bewusstsein zu erziehen. Wenn man sich mal bewusst wird, was auf der Welt passiert und was man isst und tut, dann kann man die Augen doch gar nicht mehr verschließen. Das ist zumindest meine verzweifelte Hoffnung.
        Und viel zu oft, höre ich Kommentare über meine Naivität und die Aussichtslosigkeit meines Kampfes. Das macht mich so wütend und traurig zugleich. Und ich könnte Romane darüber schreiben, wie man merkt…

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