Fact follows fiction – Philip Roth – Verschwörung gegen Amerika – The Plot against America

Die folgende  Inhaltsangabe des Romans ist Wikipedia entnommen. Das Buch von Philip Roth habe ich 2006 gelesen. Im Roman geht es um das Leben der jüdischen Familie Roth während der Präsidentschaft des Atlantiküberquerers und von den Nazis hofierten Charles Lindbergh. Dieser setzt sich im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner gegen den amtierenden republikanischen Präsidenten Franklin Delano Roosevelt durch. Die Auseinandersetzungen in diesem Kampf sind geprägt von Lindberghs propagiertem amerikanischen Isolationismus  einerseits und dem von Roosevelt geforderten Eintritt Amerikas in den zweiten Weltkrieg andererseits. Mir erscheint es dringlich,  diese herausragende Fiktion auf das desaströse Faktum der Präsidentschaft Trumps treffen zu lassen. Meine Erschütterung über den Wahlausgang und die Angst vor seinen Folgen wird von Roth’s Altenativweltgeschichte in eindringlichere Worte gekleidet, als es meine eigenen könnten.

 

Wikipedia:

verschwoerung_gegen_amerikaVerschwörung gegen Amerika (englischer Originaltitel The Plot Against America) ist ein 2004 erschienener Roman des amerikanischen Schriftstellers Philip Roth. Die deutsche Übersetzung von Werner Schmitz erschien im August 2005 im Münchener Hanser Verlag. Der Roman ist dem Genre der Alternativweltgeschichte zuzurechnen. Der fiktionale Ich-Erzähler Philip Roth erinnert sich darin an seine Kindheit, in der er und seine jüdische Familie zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zu Opfern einer faschistischen Machtübernahme in den USA wurden.

Der Roman zeichnet den Weg der Familie Roth in den Jahren 1940–42 nach. Die Familie lebt zunächst in einem vorwiegend jüdischen Stadtteil von Newark vor den Toren New Yorks ein recht beschauliches Leben. Vater Herman Roth hat als Versicherungsvertreter ein kommodes Auskommen, die Mutter sorgt sich als Hausfrau um den siebenjährigen Philip, den zwölfjährigen Sandy und den gerade volljährig gewordenen verwaisten Neffen Alvin.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 gerät die Familie Roth in die politischen Wirren des Landes. Alvin meldet sich bei der kanadischen Armee freiwillig zum Kriegseinsatz, verliert im Feldkampf ein Bein und kehrt so auf Krücken und lebensmüde nach Newark zurück. Die Republikanische Partei  wirft derweil Präsident Franklin D. Roosevelt vor, eine pro-interventionistische Politik zu betreiben, also den Eintritt der USA in den europäischen Krieg an der Seite Englands in die Wege zu leiten. Der Luftfahrtpionier Charles Lindbergh,  der in den 1930er Jahren in Deutschland von Hitler  und Göring hofiert worden war und sich in der Folge durchaus wohlgefällig über den deutschen Nationalsozialismus geäußert hatte, schwingt sich zum Präsidentschaftskandidaten der Partei auf.

Mit der berühmten Spirit of St. Louis, dem Flugzeug, mit dem ihm 1927 die erste Nonstop-Atlantiküberquerung im Alleinflug der Luftfahrtgeschichte gelang, tourt Lindbergh nun durch alle 48 Bundesstaaten und wirbt mit dem Slogan Vote for Lindbergh or vote for war („Wählt Lindbergh oder wählt den Krieg!“) für seine Kandidatur. Unter den Juden Newarks breitet sich Angst aus, doch ausgerechnet einer der angesehensten Rabbiner der Stadt macht sich bei Lindberghs Visite in Newark zu seinem Fürsprecher. Für die Familie Roth ist dieser Umstand auch bedeutend, da dieser Rabbi Bengelsdorf kurz darauf Evelyn, die Tante Philip Roths, heiratet – die Roths bleiben der Hochzeit fern.

Lindbergh gewinnt die Wahl in einem Erdrutschsieg und zieht als 33. Präsident der USA in das Weiße Haus ein, und die antisemitische  Stimmung im Land verstärkt sich. Die Familie Roth muss dies bei einem Ausflug in die Bundeshauptstadt Washington D.C. am eigenen Leibe erfahren: Das Zimmer, das sie in einem Hotel gebucht hatten, wird ihnen ohne weitere Gründe verweigert, und auch andernorts muss sich Vater Herman als „vorlauter Jude“ beschimpfen lassen. Um Lindbergh entwickelt sich zwar kein staatlich verordneter, aber dennoch merklicher Personenkult dem auch Philips älterer Bruder Sandy verfällt. In Sandys High School wirbt die Jugendorganisation Just Folks dafür, die Schollenverbundenheit der amerikanischen Jugend zu stärken, und so wird Sandy über den Sommer auf eine Tabakfarm in Kentucky geschickt. Nach seiner Rückkehr hat er die quasi-völkische Ideologie des Programms verinnerlicht und entfremdet sich zunehmend seiner Familie. Einen Höhepunkt erreicht dieser familiäre Konflikt, als Sandy von Rabbi Bengelsdorf und seiner Frau Evelyn als Repräsentant von Just Folks ins Weiße Haus eingeladen wird, wo Präsident Lindbergh ein Festessen für den deutschen Außenminister Joachim von Ribbentrop veranstaltet. Vater Roth verbietet Sandys Teilnahme, und Mutter Roth verweist ihre Schwester Evelyn des Hauses.

Ribbentrops Besuch wird von vielen amerikanischen Juden als Vorbereitung zum Kriegseintritt der USA an Seiten der Achsenmächte gedeutet, und eine mit den Roths befreundete Familie wandert aus Furcht nach Kanada aus. Ihre Befürchtungen sehen sie bestätigt, als mit einem Gesetz namens Homestead 42 die Umsiedlung jüdischer Familien aus den jüdischen Siedlungszentren der Ostküste ins amerikanische Hinterland in die Wege geleitet wird. Für diesen Zweck wird eigens eine eigene Bundesbehörde gegründet, das Office of American Absorption („Amt für amerikanische Absorption“), bei dem auch Philips Tante Evelyn arbeitet. Vorgebliches Ziel dieser an die Erfolge des Homestead Act von 1862 rührenden Umsiedlung ist es, die Isolation der Juden innerhalb der amerikanischen Gesellschaft zu beenden und eine harmonische Assimilation herbeizuführen, doch tatsächlich geht es den Machthabern darum, den Zusammenhalt der jüdischen Gemeinschaft und so auch ihren Einfluss bei lokalen Wahlen zu brechen. Die Roths sollen nach Kentucky umgesiedelt werden, doch Vater Herman widersetzt sich. Er kündigt bei seinem Arbeitgeber und arbeitet fortan als Lagergehilfe für seinen Bruder, Philips Onkel Monty.

Die politische Opposition, also die Demokratische Partei verhält sich bis zu diesem Zeitpunkt recht ruhig, doch nach dem Erlass des Umsiedlungsgesetzes setzt sich der scharfzüngige jüdische Zeitungs- und Rundfunkkommentator Walter Winchell an die Spitze einer Gegenbewegung. Nachdem er in seiner von Millionen Amerikanern gehörten Radiosendung Lindbergh und seine Gefolgschaft als Fünfte Kolonne Hitlers verfemt hatte, wird er von seinem Brotgeber William Randolph Hearst  entlassen, erklärt aber daraufhin seine Absicht, bei der nächsten Präsidentschaftswahl antreten zu wollen. Winchell beginnt sodann seine Wahlkampftour in New York. Bei seinen Auftritten in anderen Städten kommt es zu Unruhen, Attentaten und schließlich Pogromen, bis er bei einer seiner Reden erschossen wird. Seine Beerdigung in New York gerät zu einer Demonstration gegen den Präsidenten Lindbergh, die vom Bürgermeister La Guardia angeführt wird. Auch die jüdische Gemeinde Newarks rüstet sich gegen ein Pogrom in ihrer eigenen Stadt, als kurz darauf Lindbergh mit seinem Flugzeug spurlos verschwindet und sich die Meldungen und Gerüchte über das Schicksal Lindberghs überschlagen. Vizepräsident Burton K. Wheeler übernimmt die Amtsführung, was einem faschistischen Putsch gleichkommt. Regimegegner wie der New Yorker Bürgermeister LaGuardia und der vorherige Präsident Roosevelt werden verhaftet. Lindberghs Frau , die immer zur Besonnenheit gemahnt hat, wird in eine psychiatrische Klinik geschafft. Auch Rabbi Bengelsdorf wird als Rabbi Rasputin festgenommen; seine Frau sucht Zuflucht bei den Roths. Schließlich gelingt es Lindberghs Frau zu fliehen. Sie fordert in einer Radioansprache die Amerikaner auf, Wheeler die Gefolgschaft zu verweigern, und ihr Ansehen als First Lady verhilft dem Appell zum Erfolg. Lindberghs und Wheelers Herrschaft wird als mutmaßliche Verschwörung Nazideutschlands enttarnt, und bei der nächsten Präsidentschaftswahl gewinnt Roosevelt. Nach dem Angriff auf Pearl Harbour treten die USA in den Krieg ein – die Weltgeschichte verläuft wieder in den „tatsächlichen“ Bahnen.

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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10 Comments

  1. Lieber Achim,
    danke für die Vorstellung dieses Buches. Schon in meine Wunschliste aufgenommen.
    Hoffentlich geht unser jetziges Dilemma auch am Ende gut aus.
    Liebe Grüße, immer noch unter Schock,
    Pit

    • Gern geschehen, lieber Pit. Ob es am Ende gut ausgeht, da müssen wir 4 Jahre oder sogar 8 warten. Trübe Aussichten. Trotz allem: Dir und Mary ein schönes Weihnachtsfest .

      Grüße aus Freiburg

      Achim

      • Es bleibt einfach nichts Anderes uebrig als zu warten und zu hoffen, das hast Du Recht, lieber Achim. Aber das Hoffen faellt mir schwer, bei den taeglich eingehenden Nachrichten ueber eine weitere Entwicklung zum Schlechten hier. Mittlerweile scheint man in Trumps Stab darueber nachzudenken, die taeglichen Regierungspressekonferenzen zu beschneiden!
        Danke fuer Deine Wuensche zum Weihnachstfest unbd auch Dir eine freud- und friedvolles, und alles Gute fuer das kommende Jahr,
        Pit & Mary

  2. Die wichtigen Männer von damals scheinen mir Vernunft gehabt zu haben! Ich habe mir dieses Buch auch aufgeschrieben. Vielen Dank für die Präsentation. Cari saluti

  3. Auch bei mir sitzt der Schock tief. Irgendwie fühle ich mich wie in einem Albtraum. Ich hoffe inständig, dass die Vernunft siegt….allein, mir fehlt der Glaube!
    Danke trotzdem für Deinen Beitrag Achim!
    Astrid

  4. We live in scary times, Achim. Every day brings more news of suffering and unhappiness somewhere. Wishing you a peaceful festive season.

    • Scary times indeed and no time to take a deep breath. The time is out of joint, as Hamlet says. And no one to set it right.

      Nevertheless, christmas wishes to you, dear Jo.

      Achim

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