Giftköder – Literatur

So manche vom Glauben Besessene, jedweder Glaubenscouleur, schreien es reflexhaft in die Gazetten hinaus. Dass sie dafür eintreten, die Würde und die Ehre von Frauen zu schützen. Weil es Koran und Bibel und Thora nun mal so gebieten. Dass sich die Ehre und Würde der Frauen nur Geboten zu verdanken haben, ist dummdreiste Logik und macht mich wütend. Da sie mich zwingt, an etwas zu glauben, was mich jeden neuen Tag mit den umtriebigsten Formen wetterwendischer Auslegungen anrempelt. Mich zwingt, dankbar dafür zu sein, dass es die Giftköderliteraturen der monotheistischen Religionen gibt. Denn im Umkehrschluß wird das Argument vom Zaun gebrochen, dass die Frau noch vogelfreier wäre ohne sie. Erbärmliche Zeiten, in denen wir leben.

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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12 Comments

  1. Ich brauche auch nicht die Knute der Religion, um Werte zu haben. Im Laufe der Geschichte haben sich die ganzen Religionen ja auch als unfähig erwiesen, ja, mehr als das (den Buddhismus muss man vielleicht ausnehmen, vielleicht …)

    • Und doch wird man sie nicht los, die Religion. Häretiker, Renegaten, Ketzer, Apostaten. Sie alle können ein Liedchen singen von der Rachsucht, der Mordlust dieser Organisationen, bis heute.

  2. Ich habe einen etwas anderen Blick darauf; Religionen gibt es nun einmal und auch viele Menschen, denen sie wichtig sind, keiner, auch hier und in anderen laizistischen Staaten, kann behaupten, dass die Religion nicht prägend ist für die Gesellschaftsform, die Werte und Normen nach denen wir uns ausrichten, deswegen würde ich mich gerne mehr auf das konzentrieren, was ja im Kern aller Religionen erhalten ist, nämlich der Respekt vor dem anderen, das Primat der Liebe vor dem des Hasses.

    • Religionen gibt es nicht, weil sie vom Himmel gefallen sind. Sie sind menschengemacht und ihre Glaubensinhalte sind nichts mystisches, unbewegtes oder zeitloses. Natürlich sind sie prägend. Was mich stört ist die Annahme, dass OHNE Religion die Menschenwürde, insbesondere die Würde der Frau, nicht existent sei und sie NUR im Rahmen der Religionsausübung eine Berechtigung zur Existenz hätte.

      • Ja, das leuchtet mir ein. Diese Empörung ist verständlich. Was ich sagen wollte, ist, dass solche Annahmen, solche Äußerungen sich der Religion bedienen, also Instrumentalisierungen derselben sind zu irgendwelchen fragwürdigen Zwecken und nicht den Kern religiöser Gedanken selbst darstellen. Es mag sogar sein, dass einiges einfacher wäre ohne Religionen, aber, wie gesagt, es gibt sie nun einmal, und deswegen ist es wenig konstruktiv, sie sich einfach wegzuwünschen. Was nicht heißt, dass man sich nicht mit ihnen und ihren Ausformungen auseinander setzen sollte. Ganz im Gegenteil.

  3. Heute las ich ein statement von einem katholischen Priester: Frauen könnten Gewalt verhindern, wenn sie täten, was die Männer ihnen sagen – da kommt mir wirklich der Kaffee hoch!

    Ansonsten danke ich dir Achim, das Frauenbild ist von den Religionen geprägt, da stimme ich dir zu und es gibt immer wieder und noch viel zu tun, damit wir jetzt nicht vollkommen rückwärts laufen …

    ich grüsse dich herzlich
    Ulli

    • Was wollen wir von senilen, alten Männern erwarten? Reformen? Frauenpriesterschaften? Aufhebung des Zölibat? Die Anerkennung der Sexualität als naturgegebenes Grundbedürfnis? Das anachronistische Frauenbild, das im Statement des Priesters aufscheint, hat wenigstens ein Gutes: dass es heutzutage nicht mehr durch die Inquisition verfolgt wird. Ironie aus.

      Liebe Grüße hinauf zum Berg

      Achim

  4. Umso wichtiger die Aufklärung. Umso bedeutsamer, dass Frauen einander unterstützen, statt die nachfolgenden Generationen wiederum im Sinn des Althergebrachten zu erziehen. Der Schaden, den sich Frauen gegenseitig zufügen innerhalb ihrer religiösen oder gesellschaftlichen Prägungen ist erheblich und nicht zu unterschätzen. Eine Aufhebung dieser jahrtausendealten von Männern geschaffenen Dogmen könnte nur erreicht werden durch den Mut, sich über die alten Vorgaben und Gebote zu erheben, indem man sich über die geschlechtlichen Rivalitäten hinwegsetzt. Dies erfordert Kraft und ein offenes Bewusstsein. Solange eine Mutter ihrer Tochter vorlebt und vermittelt, sie sei eben “nur ein Mädchen” und habe sich in gewisse Dinge eben zu fügen, kann sich nichts verändern.
    Liebe Grüße von Stefanie

    • Viel wichtiger ist es meiner Meinung nach, dass Männer Männer erziehen. In einem Sinne, der es Männern möglich macht, ihr Selbstbild und ihr Bild von den Frauen kooperativ und nicht antagonistisch zu kreieren. Lieben Dank für deinen Kommentar.

      Liebe Grüße

      Achim

      • …solange Männer erleben, dass Frauen sich widerstandslos ihren Gesetzen fügen und anpassen, auch untereinander, kann kein Umdenken erfolgen. Erst in der beiderseitigen Überwindung der geschlechtsbedingten Unterschiede und der damit verbundenen Ressentiments kann etwas bewegt werden. Dieses Umdenken geschieht in der kleinsten und engsten Form der Gemeinschaftsstrukturen: dem zusammen lebenden Paar oder der Familie. Aufklärung halte ich für notwendig, Eltern geben oft unbewusst ihre anerzogenen Rollen an ihre Kinder weiter. Ethikunterricht in Schulen, wie es Ulli vorschlug in einem Kommentar an mich, halte ich für einen sehr guten Ansatz…

        Liebe Grüße und Dank. Eine spannende Diskussion um ein altes Thema der Menschheit.

        -Stefanie

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