Portugiesische Sonette – Elizabeth Barrett – Browning

Portugiesische Sonette

XXVII.

Geliebter, Meiner, der mich sehr erschrocken
von dieser öden Erde Flachland hob,
und der den Vorhang meiner matten Locken
mit einem Kusse auseinanderschob,

drin Leben wehte, – Engel wundern sich
wie meine Stirne scheint. O Meiner, Meiner,
die ganze Welt verging und es kam Einer,
ich suchte Gott allein, da fand ich dich.

Ich finde dich; getrost und stark und still.
Wie aus dem niebetauten Asphodill
einer zurücksieht auf die welke Zeit

der Oberwelt, so bin ich zwischen Bösen
und Guten schon zur Zeugenschaft bereit:
die Liebe kann – stark wie der Tod – erlösen

Aus: Rainer Maria Rilke
Übertragungen
Herausgegeben von Ernst Zinn und Karin Wais
Insel Verlag Frankfurt am Main 1975

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

Articles: 604

4 Comments

  1. Oh, wie schön! Ob auch mal für mich, derart innig ein Sonett geschrieben wird?
    Danke!
    Liebe nächtliche Grüße
    Klausbernd 🙂

  2. “die Liebe kann – stark wie der Tod – erlösen” – das schwingt in mir nach und weil es ist, wie es ist, seufze ich tief …

    herzlichen Dank fürs teilen
    und liebe Grüße
    Ulli

    • Gern geschehen, das Teilen. Das tragisch verlaufende Leben dieser wunderbaren Frau erschließt sich mir in ihren Sonetten immer mehr.

      Liebe Grüße

      Achim

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