Letzte Sätze 1 – James Salter – Lichtjahre

Ich erlaube mir, die letzten Sätze von Romanen vorzustellen. Aufgesammelt seit Anbeginn dieser modernen Erzählform. Romane, die meinen Literaturgeschmack prägten und prägen. Glückliche Romanenden, melancholische Enden, kontrafaktische Enden, bornierte Enden, fahrlässige Enden, Endzeiten, apokalyptische Enden, enträtselnde Enden und immer so weiter. Keine Epiloge, keine Nachrufe, keine fiktiven oder nonfiktiven Autorenkommentare zum zuvor Erzählten. Enden, basta. Höhepunkte des Erzählens, dort wo sie hingehören. An den Schluss.

“Er geht zum Fluß hinunter, setzt seine Schritte vorsichtig. Sein Anzug ist zu warm und eng. Er erreicht den Uferrand. Da ist der Anlegesteg, jetzt ungenutzt, mit seiner abblätternden Farbe und den morschen Brettern, die im Wasser verschwindenden Pfähle grüngetränkt. Hier an dem großen dunklen Fluß, hier an der Böschung. Es passiert in einem Augenblick. Es ist alles ein einziger langer Tag, ein endloser Nachmittag, Freunde gehen fort, wir stehen am Ufer.
Ja, dachte er, ich bin bereit, ich war immer bereit, endlich bin ich bereit. “

(Aus: James Salter: Light Years – Lichtjahre)

Und hier buzzaldrins Kritik des neuen Buches von James Salter: Alles was ist – All that is

James Salter - Lichtjahre
James Salter – Lichtjahre
https://achim-spengler.com/2020/03/20/paul-auster-in-the-country-of-last-things/
Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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26 Comments

  1. Ich liebe, liebe, liebe “Lichtjahre” … 🙂 Schön, dass es hier zitiert wird und Erwähnung findet. Meine Besprechung zu “Alles, was ist” erscheint übrigens erst morgen – heute war das nur ein kleiner Salter-Appetithappen.

    • Liebe Mara,

      das Ende des Buches “Lichtjahre” las ich auf dem Monte Brè bei Lugano 1997. Die Sonne schien heiß, der Himmel war strahlend blau und ich verbag, wegen der Tränen, meine Augen mit einer undurchdringlichen Sonnenbrille. So durchdringlich hatte mich Salter’s Roman gepackt.

      Liebe Grüße

      Achim

  2. Witzig nach buzzaldrins salter appetithappen hab ich mir das Buch einfach bestellen müssen. Nun läuft er mir heute noch mal über den Weg.

  3. Dina und ich haben vor zwei Jahren mal alle letzten Sätze der Romane aufgelistet, die wir gelesen hatten. Allerdings das danach nicht mehr beibehalten, weil wir nicht so richtig wussten, was wir damit machen sollten. Schön, dass du die gleiche Idee hier aufführst.
    Liebe Grüße aus dem mächtig herbstlichen Cley
    Klausbernd und Sina, Siri und Selma

    • Lieber Klausbernd,

      habe eben mal nach “letzte Sätze” gegoogelt. Meine Idee ist nichts neues. Da tummeln sich einige Blogs im WWW mit diesem Anliegen. Ich muss mir da was einfallen lassen, damit mein Unterfangen nicht abgestanden daherkommt 🙂

      Liebe Grüße an dich und die flirrenden und flatterigen Buchfeen

      Achim

      • Lieber Achim,

        das war eben auch unser Problem. Was machen wir Originelles mit dieser letzten Sätze-Sammlung. Wir kamen auf die Idee, eine Art Quiz zu machen, in dem der Roman geraten werden muss, von dem dieser letzte Satz stammt. Aber irgendwie fanden wir das wiederum blöd – auch da es dies bereits mit den ersten Sätzen als Buchform und auf Blogs gibt.
        Viele Glück wünschen wir dir und dass du eine feine Idee bekommst. Ach, eigentlich sind wir uns da bei dir sicher 😉

        Die flirrend flattrigen Buchfeen grüßen dich besonders lieb und Dina und ich senden auch liebste Grüße nach Freiburg
        Klausbernd

  4. Hallo, das ist eine großartige Idee. Di letzten Sätze gehen ja leider oft unter, während um Romananfänge eine halbe Wissenschaft entstand. Ich bin gespannt. Grüße. Leo

    • Lieber Leo,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Ich bin da ganz bei dir: Buchenden haben eine gewisse distinkte Aufmerksamkeit verdient. Ich lese z.B. immer erst Ausschnitte aus den letzten Seiten eines Romans, um mir bei interessant scheinenden Büchern einen ersten Eindruck zu verschaffen. Das gilt natürlich nicht bei Kriminalromanen 🙂

      Liebe Grüße

      Achim

  5. Darauf freue ich mich. Das Ende eines Romans finde ich viel wesentlicher als seinen Anfang. Irgendwie liest man sich doch meistens ein, aber ein wirklich gelungener Ausklang ist eine große Kunst. Die beherrschen nicht viele. In Unkenntnis dieses Buches, der Schluss gefällt mir.

    • Liebe Pagophilia,

      zumindest weiß ich, womit ich die nächsten Wochen u.a. beschäftigt sein werde. Ich bin gespannt, in welcher Anzahl mir blogwürdige letzte Sätze aus meiner Bibliothek begegnen werden. Auch darauf gespannt, wie ich nach langem zeitlichen Abstand zur Lektüre letzte Sätze heute empfinde.

      Liebe Grüße

      Achim

  6. Lieber Achim, nachdem mein Smartphone vor einigen Tagen den Kommentar gefressen hat, heute noch mal in Ruhe vom Schreibtisch. Ich liebe letzte Saetze. Ich kaufe nie ein Buch, bei dem ich nicht den letzten Abschnitt gelesen habe. Letzte Saetze sind meiner Meinung nach die hoechste Kunst. Erste Saetze bestimmen, ob wir ein Buch weiterlesen, letzte Saetze, ob wir es moegen. Viele Gruesse, Peggy

    • Hallo liebe Peggy,

      den Smartphones traue ich nicht über den Weg. Als IT Leiter habe ich mit diesen Dingern leider beruflich viel zu viel zu tun und kann gut nachvollziehen, was dir da widerfahren ist 🙂 Ich finde, dass letzte Sätze den Abschied von der Lektüre eines Buches erschweren müssen, erst dann haben sie für mich ihre Funktion erfüllt. Andererseits, wenn ich so drüber nachdenke, hatten so manche Buchenden ihr Gutes, wenn sie mich von den Spannungsgipfeln des Lesens wieder herunterholten, Frieden schlossen mit meiner inneren Aufruhr, Gefühlstumulte ausebben ließen. Eine Art von: Alles ist jetzt gut 🙂

      Liebe Grüße nach England

      Achim

  7. Lieber Achim,
    mir gefällt die Idee, die letzten Sätze deiner favorisierten Bücher zu lesen und ich bin gespannt, welches als nächstes kommt.
    Einen schönen Tag wünscht dir Susanne

  8. Gespannt bin ich selbst, mal sehen, was meine blinden Griffe in die Bücherregale hervorzaubern. Es soll irgendwie zufällig sein, die Auswahl.

    Liebe Grüße

    Achim

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