Merry ….. und all das

Ähm, was jetzt, ahja … Bevor ich’s vergesse, das Jahr ist ja fast rum und es war genauso kurz, wie es am Anfang, unter Eid, versprochen hatte. Schnelllebigere Zeit, was ich daran erkenne, dass mein 6 Minuten Ei bereits nach 4 Minuten steinhart gekocht ist. Auch das Treppenrunterpurzeln fühlt sich jetzt geschmeidiger an, die Vorfreude auf zu erleidende Schmerzen an Hüfte und Steiss wird vom schwarzen Loch der Zeitverdichtung einfach verschluckt.  Dem Trippeln der Frauen auf ihren 28cm hohen Christian Louboutin Stilettos kann ich schon lange nicht mehr mit der ruhigen Gelassenheit eines Connaisseurs hinterherschwelgen. So viele Ecken gibt es nicht, um die sie mit Lichtgeschwindigkeit bereits wieder entschwunden sind. Verschwunden, noch bevor ich das Periskop meiner Senilität ausgefahren habe. Ich nenne das die Kollateralschäden des Alters. Man tunkt seinen Kopf in die erfrischende Badewannenlauge von Jasmin, Orange, Lawendel, Sanddorn und Rose und hat nach dem Auftauchen doch nur das Gefühl von in Zement gegossenen zusätzlichen Falten.
Wie leicht zu erkennen ist, taucht jetzt die Mutter aller Fragen am Horizont des Jahresendes auf: Wie ist es dennoch möglich, dass ich mit unwandelbarer und fröhlicher Gelassenheit, ja, gar  mit Andacht und herzwärmender Liebe  Weihnachten und Neujahr entgegenfiebere? Die Antwort darauf ist ohne Spekulation nicht zu geben. Außer mit der ewigen Wiederkehr des kindlichen Gemütes, vielleicht. Eine empirisch belastbare Antwort wird wohl nur auf dem Totenbett möglich sein. Aber auch nur dann, wenn das Sterben  sich um die wattierte Weihnachtszeit aufmacht, mich heim zu holen. Erst dann zeigt sich die wahre Belastbarkeit der kindlichen Emotion.

Ich wünsche euch allen eine schöne, besinnliche Weihnachtszeit und ein gesundes, glückliches neues Jahr.

Achim

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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6 Comments

  1. “Schnelllebigere Zeit, was ich daran erkenne, dass mein 6 Minuten Ei bereits nach 4 Minuten steinhart gekocht ist” – ich habe mich schlapp gelacht! 🙂 Irgendwie kommt es mir bekannt vor…

    “Treppenrunterpurzeln” – oh dear, du auch? Hoffentlich jetzt gut überstanden!

    Sag mal, ich bereite gerade einen Ausflug nach Cambridge vor und frage mich, wie du auf All Souls College Oxford als Blognamen gekommen bist. Beschreibst du das in einem Artikel den ich noch zu entdecken habe?

    Happy New Year aus Norfolk!

    Dina

    • Liebe Hanne,

      die Idee meines Blogs kam mir beim Anblick des Colleges “All Souls” in Oxford, 2011. Es war an einem frühen Abend im Oktober, als ich davor stand. Die Dunkelheit rückte näher und mit einem Mal überkam mich das Bedürfnis, meine Eindrücke von Oxford mehr als nur in Bildern zu konservieren. Im November 2011 dann schrieb ich meinen ersten Blogbeitrag, just über All Souls College. Der Name des Blogs ist der ursprünglichen Idee zum Bloggen geschuldet. Oxford war gewissermaßen der Antrieb zu dieser Idee. Ich habe mir in der Zwischenzeit überlegt, den Blogtitel zu ändern. Da der Name des Blogs schon in Oxford vor meinem inneren Auge stand, fühle ich mich auch heute noch dieser Eingebung treulich verpflichtet und werde den Blogtitel nicht mehr ändern.

      Liebe Grüße

      Achim

  2. Dazu besteht auch gar kein Grund! Die Bilder sprechen für sich. Meine Neugierde betraf eher warum ausgerechnet dieses College, da es eine besondere Form ist, ohne Undergraduates, dies scheint jedoch irrelevant zu sein.
    Es ist manchmal verwunderlich wie der Rezipient sich treiben lässt, ein schöner Nebeneffekt des Bloggens.
    Liebe Grüße und einen schönen Abend dir
    von uns aus dem kleinen Dorf am großen Meer
    Dina

    • Dazu eine kleine Bemerkung: Ich las dazumal das Buch von Javier Marias: All Souls/Allerseelen. Es handelt natürlich von Oxford und gewisermaßen auch unverbrämt von seinen zwei Jahren als Fellow in diesem College. Eine auch sehr interessante Studie über Oxford, wie ich finde. Insgesamt betrachtet hatte dann mein Unterbewußtsein diesen Blogtitel schon parat. Mein Lieblingscollege in Oxford ist allerdings: Magdalen College 🙂

      Liebe Grüße

      Achim

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