Paradies

Paradies
Paradies

Wir sind vielleicht nur aus einem einzigen Grund Menschen: Der Vernichtung der Unschuld in uns wegen. So betrachtet, hat der hebräische Gott in Gestalt seines abgesandten Engels Satan uns  zu diesen Menschen gemacht. Oder, der Ausgewogenheit der Glaubensrichtungen wegen, der abtrünnige christliche Satan, der Gott eins auswischen wollte.
Hätten Gott oder Satan die Schlange  besser mal scherzen lassen, anstatt uns ihrer doppelzüngigen Probe der Begierden auszusetzen. Was wäre die Folge gewesen? Wir hätten uns im Paradies zu Tode amüsiert und Ausschwitz wäre nicht das Menetekel andauernder Mutproben dieser Begierden geworden.

So wie es aussieht, sind  Gott und Satan  weder der Weisheit letzte Schlüsse, noch sind sie Schlüsse der Barmherzigkeit, der Bruderliebe, der Vergebung. Und in der Konkordanz ihrer durch uns vermittelten bösen Taten wäre es an der Zeit, dem alten Graubart und dem Bocksfüßigen adieu zu sagen. Zurück zum Paradies und die Schlange enthaupten, heißt die Devise.
Ich befürchte jedoch, dass die Götter tatsächlich nur gewürfelt haben. Genauso sinnreich wäre es nämlich gewesen, hätten sie  die Schlange auf den Kreuzgang nach Golgatha geschickt und nicht den christlichen Gottessohn. Genauso sinnreich wäre es gewesen, wenn wir die Schlange zum, sagen wir, Stricken verführt hätten. Wenn alles und alles zur Entropie drängt, ist es schnurz, ob Skorpione die Schlange auf ihrem Weg bespucken oder ein Gecko-Pilatus seine Hände in Unschuld wäscht. Wir dagegen hätten als Dauergäste von Eden heutzutage lediglich das zweifelhafte Vergnügen, mit den Higgs-Gottesteilchen zu experimentieren, anstatt miteinander bis zur Erlangung der Erbsünde zu kopulieren. Vielleicht entdeckt der Large Hadron Collider in Cern ja auch noch das Satansteilchen, welches alles zusammenhält, was Gott nicht zusammenhalten kann. Wie toll wäre es nämlich, alles gleichzeitig in Händen zu halten: die Erbsünde und die Unschuld.
Im Übrigen hoffe ich, dass das Blut der Märtyrer, ob Mensch oder Tier, sich solange sinnlos vergießt, bis die Einsicht reift, dass wir etlichen vorsinntflutlichen und modernen Tagebüchern von Verführern und Versuchern aufgesessen sind, die sich angesichts der Absurdität des Daseins ein Märchen schrieben und noch schreiben. Dann doch lieber Paradies light, mit Hängematten und Bacardi und den Schlangen als Haustierchen und Satan als altes Faktotum.
Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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