Vorsätze für das neue Jahr

To do list
To do List

Ihr kennt das? Morgens in der Regio Bahn, das ist die hochdefizitäre Klitsche der DB, die auf Komfort verzichtet, da der deutsche Arbeitnehmer schließlich ausgeschlafen zum Tagesendziel Arbeit gekarrt werden muss. Man hat sich gerade gesetzt, der Zug setzt sich schleppend in Bewegung, man hat sich die Schneeflocken (alternativ den Regen oder die Blütenstäube) von der Klamottage geschüttelt, schlägt das heißgeliebte Regionalblättchen auf und schwuppdiwupp steht der Fahrkartenkontrolleur süffisant lächelnd und Höflichkeit heuchelnd, mit dem breitesten Grinsen seit der Eröffnung des Panamakanals vor einem. Diese personifizierte Drohgebärde lässt nicht nur meinen Magen säuerlich werden. Phantasien einer Notschlachtung machen sich breit, man ist gewillt, die Höflichkeit an der Garderobe abzugeben und den Dümmling (meist ostdeutschen Urpsrungs und man sehe hierin bitte keine soziophobische Anwandlung, sondern lediglich das Zusammenfassen einer Tatsache) am Schlafittchen seiner eigenen Pflichten, wie Pünktlichkeit und Zurückhaltung in Sachen Penetranz zu packen.

Zukünftig werde ich seiner Kontrollwut kühl lächelnd entgegentreten und ihn meiner eigenen Ausweiskontrolle unterziehen, denn solch modisch antiquierte Retrouniform kann schließlich jeder tragen und das nicht nur zur Karnevalszeit. Und noch eins. Schuhhaus Salamander, Freiburg. Man hat sich endlich für das subjektiv schönste Paar Schuhe entschieden. Mit einer Vorfreude, die nur durch das baldige Aufblühen von Fersenblasen zu erklären ist, wartet man geduldig auf die Herausgabe des Pendants des einen Schuhs, auf den sich all meine modische Aufgeschlossenheit konzentriert. Was geschieht? Die gute Seele der einzigen Verkäuferin weit und breit ist absorbiert durch die schleimigen Anstalten eines Kundennebenbuhlers, der sich entblödet, die gute Seele nach dutzenden von Pflegemitteln für seine just erworbenen Treter abzufragen.

Ich stehe also dümmlich eine halbe Stunde herum und muss zu weiterem Überfluss feststellen, dass besagter Buhler sich augenaufschlagend noch ein Rabättchen von 20 Prozent zusichern lässt. Da ich kein Anhänger der Trottelmania bin, werde ich hinfort geduldig das geflissentliche Übersehen meiner Konsumwünsche zu akzeptieren wissen. Mit dem Effekt, der aufmerksamsten aller Verkäuferinnen einen Gutschein des Schuhhauses Klaus unter die Nase zu reiben, mit der Bitte, mir den Weg dorthin zu weisen, da ich mich offenkundig verlaufen habe.

https://achim-spengler.com/2019/04/22/notate-26/

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Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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5 Comments

  1. Erbarmen…Du willst doch nicht das Dein Schwesterherz am letzten Tag im Jahr noch vor Lachen erbärmlich eingeht??? Und das auch noch an DEINEM Ehrentag…*grins*
    Bitte mach weiter so und lass ab von der unsäglichen Idee, diesen herrlichen Blog wieder zu schließen…echt jetzt!!

  2. Vielen Dank für die Geburtstagsgrüße. Überdies stelle ich fest, dass deine Whiskykenntnisse meine mit dem Umfang aller Hebrideninseln übersteigen *g
    Gesundes und glückliches Neues Jahr auch dir. Die Reisen komen so sicher wie der Ausfall meiner Haare, promised.

  3. Ähm… 😉 Habe auf schottischem Boden bislang auch nur Edradour, Talisker und Royal Lochnagar besucht und Whisky wird hier lediglich in homöopathischen Dosen verabreicht. Aber der unaussprechliche und Edradour sind schon lecker….

    Und ich würde auch gern mehr hier lesen!! Link is bookmarked….

  4. Da bist du mir schon mindestens 3 Whiskymarken voraus 🙂
    Wie das beim Schreiben manchmal so ist: Ohne feedback machts keinen nachhaltigen Spass, obschon es Zeiten gab, da ich nur für mich selbst geschrieben habe. Mal sehen wohin es diesen Blog samt Leserschaft verschlägt.

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