Bildersturm

Was ist die Definition von Lächerlichkeit? Wenn man freiwillig auf seine Freiheit verzichtet.

Diese Antwort gab ich mir spontan, als ich in einem Anflug monströser Langeweile durch die öffentlich-rechtlichen und privaten Programme zappte, um zu sehen wie weit es mit dem Bildersturm in unserer Medienlandschaft gekommen sei.

Das bewegte Bild ist ja an sich bereits auf die Zerstörung des statischen Bildes ausgelegt. Bauer sucht Frau schlägt jede malerisch ländliche Idylle eines John Constable. Das Bild im Kunstwerk trifft auf das bewegte Bild der Medien und unterliegt auf dem Schlachtfeld des guten gegen den schlechten Geschmack haushoch.

Eine Schlacht dieser Art hat heutzutage den logischen Sieger der höchsten Quoten. Den Sieger der perfidesten Kommentare der Verglotzten, die sich mit moralischem Zeigefinger über die erheben, die in der Teilnahmslosigkeit ihres Bewußtseins, als kalkulierte oder dumpfe Opferlämmer, sich in  Sendungen besagter Machart auf die Schlachtbank führen lassen. Wäre dieser Umstand durch einen Besuch im Museum zu verhindern oder zu mildern?

Fairerweise gestehe ich: Ich selbst stehe immer kurz vor der visuellen Abstumpfung und der Aufgabe meiner Wahlfreiheit, wenn mir das Lachen über Opferlämmer als das Echo meiner eigenen Lächerlichkeit als geifernder Zuschauer zurückgeschleudert wird. Lächerlichkeit, die in der täglich anwachsenden Abstumpfung in moralischen und ästhetischen Wertevorstellungen aufzufinden ist.

Ich habe mich gefragt ob ich will, dass in zukünftigen Schritten medialer Volksverdummung nun der Terror und die Vernichtung die Erwachsenenvariante von Supernanny geben dürfen. Das dürfen sie nicht. Ein Besuch im Museum ohne Quoten ist mein Vademecum, denn der visuellen Abstumpfung folgt die sprachliche, soviel ist gewiss.

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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3 Comments

  1. Wow, ich stehe bzw, sitze staunend und mit offenem mund vor deinem genialen block mit den sensationellen fotos. Tief beeindruckt bin ich von deinen gedanken und ausführungen.

    Lass mir ein bisschen zeit, dass alles anzuschauen, in mir aufzunehmen und mein leben damit zu bereichern.

  2. Herrjeh, mein Gutester,

    fast verschlug es mir den frischen Atem, als ich “Vademecum” las….dachte ich doch, du seist durch zu viele unidyllische Bauern inzwischen gar derart sittlich verroht und abgestumpft, dass du im Museum Kaugummi kaust.

    Gott zum Dank war Wikipedia so liebenswert, mein alterndes Gedächtnis mit dem frischen Odem (wenn auch nicht spearmint) des “unentbehrlichen Begleiters” upzudaten. Sprich: Du meintest gar nicht den Vademecum-Kaugummi, den ich Opferlamm der medialen Verglotzung mit deinem ständigen Begleiter assoziierte.
    (Ein Schelm, wer dabei nicht an Spearmint, sondern eher an Nikotin denkt.)

    Wohlan, mein Freund. Wahre Worte hast du da geschrieben….sofern ich sie verstand….

    ….denn mein Vademecum ist und bleibt das Lexikon, um deine sprachliche Unabgestumpftheit gebührend genießen zu können.

    So viel ist gewiss.

    Allerliebst
    deine
    Honoria Glossop

  3. So kennen wir sie, Miss Glossop. Wortgirlandenkoketterie. Gut zu wissen, daß auch Sie ohne Wikipedia keinen Schritt hinaus in die Welt des Fühl-und Fassbaren wagen. Es muss nicht gleich die Jauchegrube des Bauern nebenan damit gemeint sein. Bevor wir uns in einem Museum trefflich über Sinn und Unsinn der Künste auslassen, fließt noch viel Wasser in Ihre Regentraufe hinein.

    Ihr sehr entbundener Bertie Wooster.

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