Jeffrey Eugenides – The Marriage Plot

Die Protagonistin Madeleine Hanna sucht mit ihrer Abschlussarbeit gleicher Überschrift, sich die nächste Weihe durch ihre Universität zu erschreiben. Ungefähres Thema ihrer Arbeit: Liebeshandlungsverstrickungen in englischen Romanen des viktorianischen Zeitalters.
Jeffrey Eugenides – The Marriage Plot

Jeffrey Eugenides’ Die Liebeshandlung ( Englisch The marriage plot)ist keine belletristische Extraklasse. Aber ein solide gestrickter Roman. Weit zutreffender ist der Originaltitel. Die Protagonistin Madeleine Hanna sucht mit ihrer literaturwissenschaftlichen Abschlussarbeit gleicher Überschrift, sich die nächste Weihe durch ihre Universität zu erschreiben. Ungefähres Thema ihrer Arbeit: Liebeshandlungsverstrickungen in englischen Romanen des viktorianischen Zeitalters und hier besonders bei Jane Austen.

Madeleine selbst lebt dabei ein Liebesleben, das durchaus ins Thema ihrer Arbeit hineinpasst. Vielerlei jugendlichen Irritationen unterworfen hält sie an Beziehungen fest, die geradezu nach Scheitern riechen. Daneben gilt es die Wellenbewegungen von Annäherung und Distanz zu einem ihrer Partner, Mitchell Grammaticus, auszutarieren. Jener hält das Ideal der einen schicksalhaften und überdauernden Liebe aufrecht. Womit sich der Kreis um die Grammatik des Liebesideals im viktrorianischen Roman einerseits und dessen Scheitern in der studentischen Aufbruchsbewegung der amerikanischen 80er Jahre schließt. Es geht um nichts weniger als den Versuch, ihr diese Grammatik aufzupropfen oder wenigstens ihre strukturelle Wiederbelebung zu versuchen.

Als Antipoden theoretischer Betrachtungendes formalen und des stofflichen Charakters der Liebe treten auf den Plan: Der französische Strukturalismus in Verkörperung Roland Barthes’ und der Dekonstruktivismus eines Jacques Derrida. Kurz gefasst: Ist die durch menschliche Einsicht und Handlung hervorgebrachte Liebe lebensfähig, oder ist sie nur Randnotiz in einem Konglomerat von zufälligen Geschehnissen, das sich der vernünftigen Beherrschung durch das Individuum entzieht. Ist die Liebe als idealistische Lebensform  lebbar, angesichts anonymer Antriebskräfte gesellschaftlicher Strukturen? Wer will, viel Spaß beim Lesen.

Achim Spengler
Achim Spengler

Hier finden Sie Beiträge zur britischen und amerikanischen Literatur, zur Geschichte Großbritanniens und Irland. Auch Betrachtungen zur Philosophie kommen nicht zu kurz. Sie können mich aber auch zu Reisen nach Irland, England, Wales und Schottland begleiten.

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