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Kleine Betrachtung zu John Keats
Und thront vielleicht die Mondenkönigin
(John Keats: Auszug aus “Ode to a Nightingale).
Im Haufen aller ihrer Sternenfeen;
Nur Licht scheint keines sacht
Als jenes, das vom Himmel Brisen dünn
Durchs dunkle Grün und Moos der Wege wehn.
Die Zeilen passen schön zu diesen Bildern und zu meiner Stimmung. Vollmond ist der Feind meines Schlafs. Da hilft kein Jammern und auch kein Beten. Schlafversuche stelle ich bei dieser Art Mondlicht ein. Nicht mal zum Schlafwandeln reicht es da. Da liege ich lieber krauchend auf der Couch und serviere mir Häppchen von John Keats Lyrik.
Dieser junge Genius der englischen, romantischen Lyrik war somnambul und traf sein Liebchen Fanny Brawne, welche im Stand um einige Stufen unter seinem stehend, im Mondenlicht in der Nähe blühender Rosenhecken.
Auch hier gilt: Die Besten sterben zuerst und sie sterben jung. Ich sollte mich schämen, bin ich doch mit einem lyrischem Talent gesegnet wie die Wüste mit Wasser. Und habe aber Keats doch bereits um fast 30 Jahre überlebt.
Das menschliche Schicksal ist eine Hure und verstreut das Glück nach zufälligen Prinzipien. Wenn man bedenkt, dass John Keats an Schwindsucht starb und diese Krankheit in früheren Jahrhunderten als Metapher für künstlerisches Vermögen herhalten musste, so fühle ich mich erst recht vom Schicksal gebeutelt. Die gleiche Krankheit fiel mich in jungen Jahren an, zum Künstler jedoch reicht es nur in vorgerückten, alkoholumnebelten Stunden der Illusion. Schwamm drüber.

Als sich der Mond verbarg und silberbleich
(John Keats: Auszug aus “Sankt Agnes Abend – IV).
Ein Zwielicht spann, schob er an Bettes Seite
Leis einen Tisch, warf halb in Angst ein reich
Gewand darauf, drin Rot, Gold, Schwarz sich reihte.
O jetzt ein schläfernd Morpheus-Amulet,
Da plötzlich schrill die Festtrompeten werben,
Die Kesselpauke und die Klarinett!
Die Saaltür fällt zurück – ein jäh Ersterben.
So wie Krystall, das schrill zersprang, verstummt in Scherben.

Und kraftlos sank ins Kissen auf ihr Haar
(John Keats: Auszug aus “Sankt Agnes Abend – IV)
Sein warmer Arm. Umsonst sein leises Sprechen.
Des Traumes Bann, der Mittnachtzauber, war
Unmöglich wie vereister Strom zu brechen.
Der Teller Glanz erstrahlt im Mondenlicht,
Dem Schmuck und Fransen hundert Spiegel liehen,
Doch hinter dunklen Vorhang leuchtet’s nicht,
Nichts kann die Herrin ihrem Traum entziehen,
Der Nacht so tief verstrickten Wunderphantasieen.
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sehr stimmungsvolle fotos… bei diesem mondlicht ist schlafen doch zweitrangig dearest brother!!
Aber nicht, wenn du morgens auf dem Weg zur Arbeit Bekanntschaft mit dem ersten Laternenpfahl machst, my dearest 🙂