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Wissenslücken

Heute kommt die Dramaturgie alter Hitchcockkrimis hinzu, um die Redundanzen der Informationen und die Banalitäten gesicherten Wissens in eine detektivische Enthüllungsgeschichte zu verpacken. Der Eisberg des Wissens wird zur Oberfläche eines Swimming Pools zusammengeschmolzen, zu Wissenshäppchen, die man unter Anleitung der Animateure eines Robinsonclubs in den Jacuzzi Wellnesswelten goutiert wie ein Filmchen aus der Hollywood Serienproduktion des Überflüssigen. Ersatzweise wird durch schnelle Schnittfolgen, basslastige Hintergrundmusik und Interviewschnippsel der Expertenschaft die Illusion erzeugt, als könnte man sich aktiv und freibestimmt an einer Entdeckungsreise originärer Wissenschaffungsprozesse beteiligen. Das alles nach den Gesetzen eines Drehbuchs. Die Steadycam, die uns eintauchen lässt in eine verdoppelte Illusion der Zeitzeugenschaft und Teilhabe am Wissen im Bauch des Wals des Authentischen. So gesehen heute in ZDF_Neo.
Diesen Kanal steuerte ich an, um die Sehnsucht nach wissenschaftlichen Erkenntnissen in ihrer großartigen Gänze zu stillen. Um die Traumata der Zersplitterung erhabener Zusammenhänge zu überwinden. Um aus Myriaden von Erkenntnishäppchen das Große und Ganze zu überschauen und zu genießen. Weit gefehlt. Das Massiv des Wissens wird durch die Gegensehnsucht nach digestiver Verträglichkeit überschaubarer und auf das Ethos der Allgemeinbildung zugeschnittener kleiner Wissensbiotope im Inselmeer der Seychellen untergehen, bevor diese Inselgruppe des Unzusammenhängenden das gleiche Schicksal ereilt.
Andererseits, wie dem exponentiellen Verlauf der Wissenzuwächse begegnen? Ohne sich als abgehängtes fünftes Rad, als ewiger Dilettant zu fühlen? Wir werden uns zu Experten ausbilden lassen müssen zur Lösung eines Puzzles, welches wir überblicken oder aus dem Auge verlieren. Das Letztere ist wahrscheinlich, oder bereits real.
Und jetzt ein Buch.
Und jetzt ein Buch.